Besuch von der Queen – Bianca Beat im Interview

Besuch von der Queen – Bianca Beat im Interview
Besuch von der Queen – Bianca Beat im Interview

Der Mensch hinter Bianca Beat ist zurückhaltend und ruhig – das ändert sich jedoch, sobald sie anfängt, sich zu schminken. In extravaganten Outfits reist die Drag Queen durch ganz Deutschland, um mitreißende DJ-Sets zu spielen, politische Termine zu moderieren oder an Christopher Street Days mitzuwirken. Biancas nächster Halt: die Silvesterparty vom Bunten Bahnhof in Cottbus, auf welcher sie dich im Duo mit ihrem Boss ins neue Jahr führen wird. Erfahre im Interview, was das Drag-Sein für Bianca ausmacht und was du dir von ihr abschauen kannst.

Wie würdest du deine Drag-Persona beschreiben?
Bianca geht offen auf Menschen zu und ist immer für einen Spaß zu haben. Vielen Drags wird eine gewisse Arroganz zugeschrieben, so vielleicht auch mir, jedoch kommt schon jetzt „the big reveal“: Das liegt bei den meisten nur am fest getackerten Gesicht. Drags haben durch ihr vieles Make-up kaum Mimik, das irritiert manchmal. Aber ich würde sagen, dass ich herzlich, ehrlich, direkt und feierwütig bin. Und an meinen trockenen Humor gewöhnen sich die meisten Menschen schnell.

Wie beeinflusst deine Drag-Persona deine DJ-Auftritte – und wie deinen Alltag?
Offen auf Menschen zuzugehen, ihnen zuzuhören und ein Gefühl für sie zu entwickeln, hilft hinter dem DJ-Pult ungemein. Denn so kann man die Stimmung aufsaugen, aber auch gut einschätzen, wie die Masse gerade tickt und was sie hören will. Dazu bin ich hinter dem DJ-Pult wie ein Flummi, und das überträgt sich dann auch auf das Partyvolk. Ich liebe es, wenn der gesamte Raum im gleichen Tackt hüpft und mitsingt, dem stehe ich dann in nichts nach.

Welche Herausforderungen hast du in deiner Karriere als Drag Queen und DJ erlebt, insbesondere im Hinblick auf Vorurteile oder Diskriminierung?
Angefangen habe ich als Drag-DJ 2013, die Herausforderungen waren immens: sein Drag weiterentwickeln, Gigs klar machen und natürlich auch den eigenen Sound finden. Für die letzten beiden hatte ich zum Glück immer meinen Boss und festen Partner an meiner Seite, mit dem ich seit Stunde Null diese verrückte Reise antreten durfte. Die Stunden und Tage, an denen wir geile Tracks suchten oder mal wieder einen neuen Stil feierten, kann ich gar nicht mehr zählen, aber ich denke, es hat sich gelohnt. Zum Thema Diskriminierung kann ich aus meiner persönlichen Perspektive nicht viel sagen – außer, dass man sich als Drag natürlich immer Gedanken machen muss, wie man zum Gig kommt und auch wieder zurück. Ich bin schon oft in High-Heels durch dunkle Innenstädte gestöckelt und man kann sich ausmalen, dass einem das nicht so geheuer ist. Hätte ich das allein gemacht? Nie! In dieser Beziehung ist in Deutschland noch viel zu tun.

Welche Erkenntnisse hast du daraus gezogen?
Wie bereits angedeutet, halte ich nichts davon den Kopf einzuziehen und es sich in seiner eigenen Comfort-Zone bequem zu machen. Man könnte jedes Mal ein Taxi nehmen, wobei andere Drags auch hier schon schlechte Erfahrungen gemacht haben, aber so lange es vertretbar ist, versuche ich Sichtbarkeit zu schaffen. Ich fahre oft demonstrativ mit den Öffis zum Club. Des Weiteren organisiere ich den CSD Erfurt mit. Hier haben wir in diesem Jahr mit zwei großen 40-Tonnern und gut 4.000 Menschen so viel Sichtbarkeit in Erfurts Straßen gezeigt wie nie.

Welche Botschaft möchtest du durch deine Drag-Kunst vermitteln, besonders an junge Menschen?
Ich weiß nicht, ob mein Drag Kunst ist, aber ich versuche jeden Tag besser zu werden. Und genau das ist es, was ich jungen Menschen da draußen gern mitgeben möchte. Trau dich. Sei mutig. Sei du selbst! Keiner ist perfekt in dieser Welt, das vergessen wir oft in unserer Blase von Beautyfiltern und KI. Das sollte aber auch nicht das Ziel sein. Wer kann schon sagen, dass das Leben immer gradlinig verläuft? Wichtig ist, was du draus machst.

Wer ist dein größtes Vorbild?
Es gab und gibt einige Drags in der Szene, die DJ sind. Gefühlt ist das ein deutsches Ding, denn international machen Drag Queens viel eher Shows. Aber für mich stand immer fest: Ich will die Partynacht gestalten, ich will, dass die Menschen zu den Tracks, die ich auflege, feiern, ich will ganz dicht und nah dran sein. Wenn ich mich für ein Vorbild entscheiden muss, dann würde ich Gloria Viagra nennen. Sie ist ein großartiger DJ, Aktivistin und Urgestein der deutschen Drag-Szene. Wir alle haben ihr und ihren Wegbegleiter:innen so viel zu verdanken.

Was können die Zuschauer von deinem Silvesterauftritt in Cottbus erwarten?
Der Name wird Programm sein beim Silvesterauftritt von mir und meinem Boss im Bunten Bahnhof. Wir werden unsere heißesten Höschen rausholen, Tonnen an Glitzer auflegen und zusammen mit der bunten Meute abfeiern, bis kein Zug mehr kommt. Wir freuen uns sehr, dass die Veranstalter:innen auch einen queeren Floor in Cottbus aufmachen und hoffen, dass alle aus der Community, aber natürlich auch alle Unterstützer:innen mit uns diese ganz spezielle Nacht verbringen werden.

Welche zwei Tracks werden in deiner Playlist im Bunten Bahnhof auf keinen Fall fehlen dürfen?
Wir wollen nicht zu viel verraten, aber selbstverständlich dürfen zu Silvester „Fireworks“ in the „Midnight Sky“ nicht fehlen.

Bianca Beat und ihr Boss
Am 31.12. im Bunten Bahnhof Cottbus
Instagram: beatbianca
www.beatboss.de