Grenzenlose Autarkie mit dem Wohnmobil – mit dem edrøm kein Problem!

Grenzenlose Autarkie mit dem Wohnmobil – mit dem edrøm kein Problem!
Grenzenlose Autarkie mit dem Wohnmobil – mit dem edrøm kein Problem!

German Linz, Ivo Gebhardt und Jeronimo Landauer lernten sich während ihres Studiums an der BTU Cottbus-Senftenberg kennen. Schnell fanden sie eine gemeinsame Leidenschaft: das Prinzip des Stirlingmotors. Bei diesem Motor findet die Verbrennung der Energieträger extern statt, sodass jeder beliebige Brennstoff verwendet werden kann. Lange Zeit tüftelten sie daran aus Spaß, bis ihnen klar wurde, dass sie damit große Märkte erschließen können. Mit Hilfe des EXIST-Gründungsstipendiums und der Gründungsberatung der BTU entwickelten sie den einzigartigen Generator edrøm, der sich die Vorteile von Stirlingmotoren zu Nutze macht. Ein Wohnmobil mit Frittenfett betreiben? Kein Problem für den edrøm. Wir sprachen mit dem Kopf des Dreiergespanns German Linz über einen elektrischen Traum, der schon bald in Erfüllung geht.

Was ist an Stirlingmotoren so besonders?

Ein Stirlingmotor wandelt Wärme in Strom um. Wo die Wärme herkommt und welcher Brennstoff dafür verwendet wird, spielt dabei gar keine Rolle. Die Verbrennung findet sozusagen extern statt. Man kann jeden Kraftstoff einsetzen, den man finden kann, solange er in gasförmiger oder flüssiger Form vorliegt. Vom Benzin über Campinggas und Rapsöl bis zum alten Frittenfett kann man alles hinein kippen. Man kann alle möglichen Abfallstoffe verwenden. Die Brennstoffe müssen nicht einmal genormt sein – höchstens gefiltert, damit im Frittenfett nicht noch eine Pommes mitschwimmt. Dazu kommt, dass der Stirlingmotor besonders leise ist, da es keine ständigen Explosionen gibt wie beim Otto- oder Dieselmotor.
All diese Vorteile kommen bei unserem edrøm Generator zum Tragen. Den einzigen Nachteil beim Stirlingmotor – die benötigte Aufwärmzeit – kompensieren wir mit einer Batterie, wie z.B. einer Bordbatterie im Campingfahrzeug. Von der Größe und dem Gewicht her lässt sich unser edrøm ungefähr mit einer Mikrowelle vergleichen, ein Griff ermöglicht eine leichtere Handhabung.

Welche Einsatzgebiete hat euer Generator edrøm?

Es geht um Stromerzeugung für alle möglichen netzfernen Anwendungen – also überall dort, wo es kein Stromnetz gibt, oder das Stromnetz zu schwer oder aufwändig zu erreichen ist. Verrückterweise ist das selbst in Deutschland an vielen Orten der Fall: zum Beispiel an Eisenbahnbrücken, an denen Schwingungsmessungen durchgeführt werden sollen oder an zukünftigen Windpark-Standorten, wo für ein paar Wochen eine Windgeschwindigkeitsmessstation zum Einsatz kommt. Weitere Anwendungen sind beispielsweise auch netzferne Beleuchtungen oder Sendemasten für Telekommunikation. Unser Einstiegsmarkt liegt jedoch ganz woanders. Es sind die Anwendungen in Freizeitmobilen, Wohnmobilen und Caravanen. In denen soll der edrøm fest verbaut werden. Während diese Mobile momentan eine Solaranlage auf dem Dach haben oder sich auf dem Campingplatz an den Netzstrom anstecken, hätten sie mit unserem Gerät eine höhere Autarkiezeit. So können sie mit einer 11 kg Gasflasche mehr als 3 Wochen in der Lieblingsbucht oder am Lieblingsberg stehen. Eine Solaranlage könnte dann noch als die perfekte Ergänzung dienen, denn beides lässt sich koppeln.

Wie seid ihr auf eure Idee gekommen?

Mein Mitgründer Ivo Gebhardt und ich studierten Maschinenbau mit Spezialisierung auf Verbrennungskraftmaschinen und Fahrzeugtechnik an der BTU. Unser dritter Kompagnon Jeronimo ist Wirtschaftsingenieur. Wir waren während der Studienzeit vom Prinzip des Stirlingmotors fasziniert. Eine Weile tüftelten wir nur aus Spaß an dem Motor, weil wir das Prinzip cool fanden. Als ich später bei einem Brennstoffzellenhersteller arbeitete, merkte ich, dass es für das Prinzip des Stirlingmotors ganz viele Märkte gibt. Damit begann unser Weg zum edrøm.

Bei welchen Anwendungsbereichen stößt der edrøm an seine Leistungsgrenzen?

Für ein Einfamilienhaus würde der Generator gerade noch so reichen, für noch energieintensivere Anwendungen wäre er zu klein.

Wie ist der weitere Ablauf, bis euer Produkt auf den Markt kommt?

Das Existenzgründerstipendium EXIST finanziert uns erst einmal bis Ende März. Aktuell entwickeln wir den Prototypen, der im Oktober fertig sein soll. Dann führen wir mit unserem bevorzugten Wohnmobilhersteller Tests durch, um nach weiteren Überarbeitungen im November 2019 auf den Markt gehen zu können.

Inwiefern haben euch der Gründungsservice der BTU und das EXIST-Programm bei eurer Geschäftsidee unterstützt?

Das EXIST-Programm war vor allem in finanzieller Hinsicht eine große Unterstützung. Ohne das Programm wäre es für uns drei nicht möglich gewesen, unseren Job zu kündigen und in Vollzeit an unserem Projekt zu arbeiten. Der Gründungsservice der BTU hat uns bei der Beantragungskoordination des Programms geholfen. Die Hochschule selbst stellt uns Räumlichkeiten und Werkstätten zur Verfügung.

Wo soll sich euer Firmensitz mal befinden?

Auf jeden Fall in Südbrandenburg und eventuell in Cottbus, weil die Förderbedingungen hier hervorragend sind. Start-ups werden in unserer Region sehr schnell gesehen, weil es hier nicht so eine überhypte Szene gibt, wie beispielsweise in Berlin. Wir sind eines von nur wenigen Start-ups in Brandenburg – in Berlin existieren dagegen hunderte. Aus diesem Grund sollte man Brandenburg als Standort für das eigene Start-up auch unbedingt in Betracht ziehen, selbst wenn man nicht aus unserer Region kommt.

Die Lausitz befindet sich infolge des bundespolitisch eingeleiteten Kohleausstiegs mitten in der Strukturentwicklung. Seht ihr für euch als Brandenburger Gründer eine gewisse Verantwortung, positiv zum Gelingen des Wandels beizutragen?

Die Region zu stärken, ist auf jeden Fall ein Ziel von uns und für mich als gebürtiger Spreewälder ein besonderes Anliegen. Wir sehen in der Strukturentwicklung aber auch ganz rationale Chancen für uns: zum einen in der Hinsicht, qualifizierte Fachkräfte zu bekommen, und zum anderen dahingehend, dass Zulieferer bereitwillig mit uns zusammenarbeiten. Tagebauzulieferer statten uns bereits heute mit Maschinenteilen und elektronischen Komponenten aus.

Ist euer Leben für euch irgendwie anders geworden, nachdem ihr eure Vollzeitstellen hingeworfen und stattdessen mit der Arbeit an eurem Projekt begonnen habt?

Klar lernt und sieht man viel als Angestellter. Gleichzeitig schaltet man aber auch den Kopf aus, sobald man Freizeit hat. Das passiert jetzt nicht mehr.

Jetzt habt ihr den ganzen Tag Freizeit?

(lacht) So ist es tatsächlich. Wir machen das, was wir gerne wollen, und das fühlt sich nicht nach Arbeit an. Trotzdem erreichen wir etwas.

Welche Bedeutung hat euer Name „edrøm“?

„Drøm“ bedeutet auf Norwegisch „Traum“ und „e“ steht für elektrischen Strom. Unser Generator ist sozusagen der elektrische Traum.

www.edrom.de