Sci-Fi-Cities – die Städte der Zukunft oder noch viel mehr?

Sci-Fi-Cities – die Städte der Zukunft oder noch viel mehr?
Sci-Fi-Cities – die Städte der Zukunft oder noch viel mehr?

Innovationen wie Cyberbrillen, Tablets, Smartphones und selbstfahrende Autos flimmerten vor ein paar Jahrzehnten noch als Zukunftsvision über die Kinoleinwand. Heute gehören sie teilweise schon zur Lebenswirklichkeit. Clevere Erfinder konnten sich in der Vergangenheit sicherlich von der Fantasie der Sci-Fi-Autoren inspirieren lassen. Auch in größeren Dimensionen liefern Sci-Fi-Werke mit Megastädten mit 800 Millionen Einwohnern, 1.000 Stockwerke hohen Wohntürmen oder fliegendem Verkehr spannende Einblicke in die Zukunft. Könnte sich die gegenwärtige Stadtplanung daran nicht ein Beispiel nehmen und in einen Dialog mit der Science-Fiction treten? Immerhin verbindet beide ein gemeinsames Problem: Heute etwas über die Zukunft auszusagen, von der niemand weiß, wie sie sich entwickeln wird.

Diese Frage stellte sich auch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, und veranlasste unter dem Titel „Sci-Fi-Cities – Stadtzukünfte in Kunst, Literatur und Video“, dass verschiedene Lehrstühle der BTU dieser Frage auf den Grund gehen. Beteiligt waren Prof. Dr.-Ing. Silke Weidner (Lehrstuhl für Stadtmanagement), Prof. Dr. phil. Christer Petersen (Lehrstuhl für angewandte Medienwissenschaften) und einige ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter sowie Belinda Rukschcio (Lehrstuhl Entwerfen und Gebäudekunde) und Bodo Rott (Lehrstuhl Plastisches Gestalten).

Unter ihnen war auch Diplom-Ingenieur Moritz Maikämper vom Fachgebiet Stadtmanagement, der einer der Initiatoren des Projektes ist und sich für unser Cover-Shooting zur Verfügung stellte. Darauf trägt er übrigens den Boba Fett Star Wars Overall aus dem Elbenwald Cottbus – herzlichen Dank an dieser Stelle an die Nerds vom größten Fantasy-Merchandise-Shop Europas, dessen Gründer ebenfalls mal an der BTU Cottbus-Senftenberg studierten.

Für die Untersuchungen nahmen sich die Lehrstühle und Mitarbeiter insgesamt 53 Beispiele aus Film, Literatur, Comic, bildender Kunst und Computerspielen vor, die seit den 1970er-Jahren erschienen sind, und entwickelten dazu ein medienübergreifendes und vergleichendes Analyseraster. Die Ergebnisse wurden im Dezember 2015 in der Sonderpublikation „Von Science-Fiction-Städten lernen – Szenarien für die Stadtplanung“ veröffentlicht. Vom 22. bis 24. Februar 2018 folgte nun die öffentliche Tagung „Filmische Sci-Fi-Cities als Dispositive urbaner Zusammenkünfte“ mit zahlreichen Vorträgen, Buchvorstellungen und Filmvorführungen.

Ein Schritt nach vorn oder ein Schritt zur Seite?

Zeigen Sci-Fi-Städte wirklich die Städte der Zukunft – oder liegt ihr Hauptaugenmerk doch eher auf der Veranschaulichung extremer, gesellschaftlicher Entwicklungen? Sie können Orientierung geben oder eine Warnung sein. So zeigen Beispiele wie Metropolis, dass Städte in Sci-Fi-Filmen nicht immer nur verspielte, technische Ideen beinhalten, sondern überwiegend auch ein Schauplatz für Gesellschaftskritik sind. Interessanter als die äußere Form der Sci-Fi-Städte z.B. als Kuppelstadt, fliegende, schwimmende oder unterirdische Stadt sind für heutige Städtebauer daher die Prozesse und das Zusammenwirken verschiedener städtischer Aspekte. Wie wird in Science-Fiction auf Überbevölkerung reagiert – und welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Dieses Durchspielen von Szenarien ermöglicht Rückschlüsse und Folgeabschätzungen.

Eine weitere Funktion von Sci-Fi-Filmen und ihren Städten besteht darin, auf Aufgaben der Zukunft hinzuweisen, die noch gar nicht so viele Fachleute auf dem Schirm haben. In „Soylent Green“ von 1973 werden Menschen auf geheimen Wegen zu Nahrung verarbeitet, um die Nahrungsmittelknappheit zu bewältigen. Sicher keine Methode mit Vorbildcharakter – zum damaligen Zeitpunkt war das öffentliche Bewusstsein für Ressourcenknappheit aber noch kaum entwickelt. Andere Werke zeigen, was bei allumfassender Überwachung passieren kann und wie Konzerne das Weltgeschehen steuern. Letztlich können Sci-Fi-Cities also nicht nur den Werkzeugkasten von Erfindern und Städteplanern ergänzen und als Inspirationsquelle dienen, sondern auch die Frage „Was wäre wenn?“ beantworten.

www.b-tu.de/fg-medienwissenschaft/forschung/symposien/sci-fi-cities