Social Media – sind wir dazu bereit?
Echokammer
Ziemlich finstere Entwicklungen, für die aber erstmal Interesse am bestimmten Thema bestehen muss. Und diese weckt eben auch der Algorithmus. Dieser bewertet nämlich Beiträge mit vielen Interaktion als interessanter und gibt sie an mehr Leute aus. Dabei handelt es sich bewiesen aber verstärkt um Inhalte, die Hass oder Wut beim User auslösen.
Zudem nutzen gerade rechte Gruppen Bots - Computersysteme, die automatisch eigene Beiträge stärker verbreiten. Hier ist das Prinzip: Wer am lautesten schreit, hat den größten Erfolg.
Pandoras Box
Die Frage, welche sich stellt - sind wir für die jetzige Form von Social Media schon bereit? Früher kam unser Informationsangebot von wenigen TV- oder Radiosendern und wir konnten lediglich zwischen ihnen wählen. Heute ist das Angebot unüberschaubar und selbst ein Individuum kann seine Meinung massenwirksam machen, da eine Maschine wählt, was wir zu sehen bekommen - und die ist manipulierbar. Content, der schockiert oder Hass erzeugt, generiert mehr Reichweite, die Qualität von Informationen wird immer unbedeutender, Filterblase und Echokammer führen zu einer immer verstärkten politischen Polarisation. Und über dieses Schicksal, von mehr als der Hälfte unserer Weltbevölkerung, entscheiden nur wenige Unternehmen.
TikTok – ein Gamechanger
Für einige Kinder, die zu Musik tanzen, aus wirtschaftlicher Sicht ein riesiger Erfolg. TikTok ist schneller gewachsen als jede andere Social Media Plattform, sodass mit „Reels“ oder „Shorts“ sogar die Konkurrenz das Format kopiert.
TikTok – ein Lifechanger
Das Erfolgsrezept: leichte Videobearbeitung, leichtes Mitmachen durch Challenges und ein außerordentlich raffinierter Algorithmus. Denn während auf Facebook & Co. der Aufstieg zum Influencer ein schwieriger ist und meistens schon etablierten Stars gelingt, lockt TikTok mit Fame. Die Apps setzt weniger auf Abos und lange Videos, sondern Massen an kurzem Content, der auf einer „For You Page“ perfekt auf dich zugeschnitten ist. So bekommen dort auch kleinere Influencer:innen die Chance, gesehen zu werden. Lil Nas X (Old Town Road) wurde beispielsweise über TikTok bekannt.
TikTok – ein Brainchanger
Die „For You Page“ vereint viele der Negativpunkte von Social Media. Der sekundenlange Content gewöhnt das Gehirn an eine entsprechende Aufmerksamkeitsspanne und verhindert quasi qualitative Information. Ohne Abos sind die gezeigten Inhalte zu 100 % auf den User zugeschnitten und mindern so Diversität.
TikTok – ein Viewchanger
Doch eigentlich hätte TikTok Potenzial für Besseres. Gerade weil kleinere Influencer:innen leichter viral gehen können, wäre die Plattform optimal, um auf wichtige Themen mit kleinerer Audienz aufmerksam zu machen – wenn auch hier nicht das Problem der bereits beschriebenen Echokammer wäre. So fällt es stattdessen eher rechten Gruppen noch leichter Fake News zu verbreiten, da die Informationsqualität weniger geprüft wird und die Gruppen besser organisiert sind.