Verstärkte Kommerzialisierung von Anime und Co.
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Gigantische Spannung
Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu und das bedeutet: Vorfreude auf die Anime-Neuheiten von 2023. Dabei sticht vor allem die „Finale Staffel” von Attack on Titan heraus, auf der einen Seite, weil AOT zu den beliebtesten Animes aller Zeiten gehört und auf der anderen, weil die „Final Season” unter diesem Namen schon Ende 2020 erschienen ist.
Part oder Staffel?
Stattdessen ist es der 3. Teil der finalen Staffel, wobei die einzelnen „Parts” sich aber augenscheinlich eigentlich gar nicht von normalen, einzeln stehenden Staffeln unterscheiden. Mit 12 Episoden oder mehr erreicht man zumindest die von Animes gewohnte Länge, die Bezeichnung ist trotzdem anders. Ähnlich machen es auch Spy x Family und 86, wobei hier wenigstens die Zeit zwischen den Parts wie eine kleine Sommerpause wirkt, anders als bei AOT.
Suzume no Tojimari: Der nächste Film von Your Names Macher – Makoto Shinkai – ist bei uns für kommendes Jahr geplant.
Verdächtig ...
Unbedingt neu ist diese Praxis zwar nicht, immerhin war die 3. Staffel von AOT auch schon in zwei Parts geteilt. Trotzdem gab es Stimmen, die ein Ausnutzen der FOMO (Fear of missing out) vermutet haben, durch die Zuschauer:innen länger bei der Stage gehalten werden sollen.
Verdächtiger!
Eine wachsende Kommerzialisierung der Anime- und Manga-Industrie könnte der Grund für solche Änderungen sein. Am Beispiel von AOT ist dieser Hintergrund fraglich, bei anderen Beispielen dafür aber deutlicher zu sehen. So scheint sich aktuell die Zahl an Anime-Filmen zu häufen. Dabei dreht es sich aber nicht um Klassiker, wie Your Name, sondern Filme, die aus vorherigen Serien-Formaten hervorgehen. So war es der Demon Slayer Film – Mugen Train, der nach den 26 Episoden der ersten Staffel erschien und zum erfolgreichsten japanischen Film überhaupt wurde.
Besonders Chainsaw Man erlebte dieses Jahr ein Hype, wie kaum ein Anime zuvor.
Ein Stück vom Kuchen
Die beliebte Serie hat dazu geführt, dass auch die Kinokassen ordentlich klingelten und 2020 soll Mugen Train sogar der erfolgreichste Film überhaupt gewesen sein. Während einem solchen Erfolg sonst nur Filme von Ghibli oder Makoto Shinkai nahekommen, schafften es in den letzten zwei Jahren auch Jujutsu Kaisen 0, Evangelion und One Piece: Red.
15 Filme – ein Außenseiter
Gerade der One Piece Film: Red verdeutlicht die bisherigen Veränderungen. Die bereits 15. Verfilmung der wohl berühmtesten Manga-Serie unterschied sich nämlich von seinen Vorgängern vor allem dadurch, dass seine Handlung wichtig für die Hauptstory der Serie war – ein Kinobesuch für viele Fans damit also ein Muss.
Boom
Doch nicht nur indem bekannte Serien durch Filme ihre Erlösquellen mit Kinos erweitern, auch die immer stärker werdende Internationalisierung von Manga und Anime spült den Studios immer mehr Geld in die Kassen. Auch in Deutschland ist man schon lange im Mainstream angekommen. 2021 verzeichnete der Manga-Markt einen Zuwachs von 75 % und mit dem Manga-Day im August, bei dem deutschlandweit 720 Buchhandlungen Gratisexemplare vergeben haben, versucht man diese Entwicklung noch zu verstärken.
Kino, Streaming und (Co.)
Obwohl die japanischen Medien immer mehr in Deutschland ankommen, merkt man doch noch einige Makel, wie die begrenzte Zahl an Kinos, die Anime-Neuheiten zeitversetzt, wenn überhaupt, ausstrahlen. Mit internationalen Streaming-Anbietern ist man da schon einen Schritt weiter, bei denen man immer mehr SimulDubs zu sehen bekommt. Hier ist vor allem Crunchyroll zu nennen. Der Anime-Titan aus den USA hat mit der Zeit andere Anbieter, wie WAKANIM oder Funimation verschlungen und bietet heute die größte Auswahl.
Netflix ist auch noch da
Aber auch Netflix hat schon die Anime-Welt für sich entdeckt und angefangen Originals zu produzieren oder Lizenzen zu kaufen.
Wandel
Dadurch gibt es zwar Animes, die durch eine ordentliche Finanzspritze erhalten, die Sache hat aber auch ihre negativen Seiten. Fans von JoJo's Bizarre Adventure wissen was gemeint ist - dort ist die 6. Staffel exklusiv auf Netflix erschienen. Wer sich eh schon daran gewöhnt hat, ein Abo bei mehrere Streaming-Anbietern zu haben, interessiert das zwar nicht, aber auch die Art der Veröffentlichung hat sich geändert – statt wöchentlichen Folgen gab es einen Batch-Release.
Früher gab es mit wöchentlichen Releases an den sogenannten JoJo Fridays in Foren einen regen Austausch über die neue Folge.
Kollektivismus
Doch nicht nur angeregte Diskussionen werden von Batch-Releases beeinflusst, sondern auch die Arbeit der Industrie selbst. Statt eine Woche Zeit für Nachbesserungen vor der nächsten Folge existiert nämlich eine strenge Deadline. Japans Arbeitsmarkt ist im Allgemeinen schon für die harten Arbeitsbedingungen bekannt, die einen eigenen Begriff – Karoshi: Tod durch Überarbeitung – geprägt haben. Dort heißt es alle für einen – die Firma.
Viel Geld kommt rein, unten aber nichts an
... vor allem dieses Problem zieht sich durch den Großteil der Industrie und das trotz hohen Umsätzen, bei vergleichsweise wenig Kosten. Der bereits genannte Film von Demon Slayer – Mugen Train kostete beispielsweise 15,75 Mio. USD, während das Einspielergebnis über 450 Mio. USD betrug. Jedoch sind Mitarbeitenden oft an solchen Gewinnen gar nicht beteiligt, sie treten im Vorfeld ihre kreativen Rechte ab und werden stattdessen mit niedrigen Löhnen pro Zeichnung bezahlt.
Klein bis Groß
Und diese Probleme haben nicht nur kleinere Studios. Selbst bekannte Größen der Anime-Szene standen schon wegen der harten Arbeitsbedingungen in der Kritik. So packte 2021 ein Ex-Mitarbeiter von MAPPA aus, der schlechte Bezahlung und unbezahlte Überstunden bemängelte. Diese seien unter anderem zustande gekommen, weil das Studio zu der Zeit an zu vielen Projekten zeitgleich arbeitete und mit dem Blick auf das Jahr 2023 sieht man auch heute Parallelen. Nachdem gerade erst Chainsaw Man fertiggestellt wurde, hat man noch die zweite Staffel Jujutsu Kaisen, AOT, die zweite Staffel Vinland Saga und weitere Projekte auf dem Tisch liegen.
Bad but Good
Aus unserer Sicht hat man mit einigen Aspekten der wachsenden Kommerzialisierung im Anime-Bereich vielleicht zu kämpfen, mit Aufmerksamkeit und Reformen kann das mehr an Geld aber am Ende vor allem den Leuten dahinter Gutes tun.