Der (Alb-)Traum vom Eigenheim
„5 Euro pro Quadratmeter? In Berlin Platte, bei uns Villa“ – damit warb der Junge Lausitz e.V. im Januar 2023 für ein Leben in der Lausitz. Foto: James Zabel
Geld sparen. Gerade die Inflation der letzten Jahre hat uns gezeigt, wie unerlässlich finanzielle Sicherheit ist. Das reine Sparen allein führt aber oft nur zu einem kleinen Notgroschen und bei den gegen Null laufenden Zinsen ist ein Sparkonto auf der Bank in den letzten Jahren kaum lukrativer als das Sparschwein gewesen. Andere Geldanlagen, wie ETFs (die wir in der letzten Ausgabe vorgestellt haben), werden deswegen immer beliebter. Bei Immobilien dagegen sind die Preise heute so hoch, dass der Traum vom Eigenheim für viele ausgeträumt zu sein scheint …
„Generation Aktie”
Diese Bezeichnung haben sich junge Erwachsene mittlerweile an der Börse verdient – zu Recht. So war die Zahl an Aktionär:innen mit 12,9 Mio. Deutschen noch nie so hoch wie 2022, während der Zuwachs vor allem der Altersgruppe U30 mit +40 % und den 30- bis 39-Jährigen mit +19 % zu verdanken ist. Doch eine Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken zeigt auch, dass zukünftig zwar noch mehr in Aktien investieren wollen, das begehrteste Anlageprodukt, mit 60% Interessierten unter Anleger:innen, aber die Immobilie ist. Interesse von 60 % – während nur 20 % tatsächlich darin investieren.
Generation Haus?!
Ähnlich viele Aktionär:innen wie 2022 gab es schon 2001. Damals führte der Zusammenbruch des „Neuen Marktes” jedoch dazu, dass die Börse als Zockerbude geschmäht wurde und die Zahl der Aktionäre bis 2010 von 12,9 Mio. auf 8,4 Mio. sank. Genau in diesem Jahr explodierten die Kosten auf dem Immobilienmarkt, was damals eine Investition so interessant wie nie und heute den Traum vom Eigenheim so unmöglich wie nie gemacht hat.
Wohnen halb so teuer
Damals kamen mehrere Faktoren zusammen, die dazu führen sollten, dass der Immobilienpreis heute fast doppelt so teuer ist wie früher. Denn während die Bevölkerung weiterhin leicht wuchs und vor allem das Angebot in den großen Ballungszentren immer knapper wurde, waren die Zinsen auf einem sehr niedrigem Niveau, was auf der einen Seite das Anlegen auf der Bank weniger rentabel, gleichzeitig aber auch das Leihen von Geld günstiger machte. So bezahlten weniger gut Verdienende ihre eigenen vier Wände mit einem Kredit, während Wohlhabendere die Branche als sichere Wertanlage für sich entdeckten.
Miete weiterhin ein Muss?
Heute beträgt die Wohneigentumsquote in Deutschland lediglich 42,1 % mit stagnierendem Wachstum – im EU-Vergleich ist man damit letzter, Rumänien mit 96 % Spitzenreiter. Gerade jüngere Menschen können die Kosten nicht mehr stemmen, bei 30- bis 39-Jährigen liegt die Wohneigentumsquote nur bei 25 % bis 30 %, selbst die Mehrheit der 30- bis 45-Jährigen kann sich nur noch mit Unterstützung der Familie ein Eigenheim leisten. Dazu kommt, dass nach Corona-Pandemie und Ukrainekrieg die Baukosten nun ein Drittel höher sind als noch 2019 und die inflationsbedingte Erhöhung des Leitzinses durch die EZB Kreditnehmer:innen zusätzlich zum Verhängnis wird. Die dadurch gesunkene Nachfrage ließ die Immobilienpreise 2022 zwar seit 12 Jahren erstmals leicht sinken, ein Platzen der Blase ist aber noch lange nicht in Sichtweite.
Noch 2020 lag die beste Kondition bei 0,7%, 2022 bei 3,6%. Bei einer Finanzierung von 300.000€ auf 15 Jahre macht das eine monatliche Mehrbelastung von 403€ mit einem Anstieg von 1.756€ auf 2.159€.
Wohnen als Status
Und dabei ist der Besitz einer eigenen Immobilie mehr als nur der sichere Platz zum Leben oder eine Investition. Denn während die Einteilung in Unter-, Mittel- oder Oberschicht nur nach Nettoeinkommen erfolgt, ändern sich die finanziellen Umstände auch fulminant durch den Besitz von Wohnraum. So müssen Mietende durchschnittlich 27,2 % ihres Haushaltsnettoeinkommens allein für die Bruttokaltmiete ausgeben, im Gegensatz zu Besitzer:innen eines Eigenheims - die haben zugleich noch eine sichere Wertanlage. Wer über noch mehr Wohnraum verfügt, kann dann auch noch Miete beziehen.
In der Lausitz eine Villa, in München ein Schuhkarton
Dabei unterscheiden sich die Preise je nach Wohnort um Längen. So kosten 100 m² in München gerne mal über eine Millionen Euro, in Spree-Neiße dagegen nur ein Achtel davon. In der Lausitz allgemein ist Wohnraum vergleichsweise erschwinglich, während die Strukturentwicklung mit Mitteln in Höhe von 17 Milliarden Euro auf einen florierenden Standort hindeuten. Für Studierende ergibt sich hier damit eine besonders attraktive Universitätslandschaft, die am Wachsen ist, während Cottbus die bundesweit zweitgünstigsten Studentenwohnungen bietet. In Berlin und München dagegen reicht der Bafög-Höchstsatz teilweise nicht mal für die Miete aus.
Aber nicht nur Studierende, die wachsende Wirtschaft und die Nähe zu weiteren Großstädten etabliert die Lausitz zukünftig hoffentlich als aussichtsreiche Region für weitere junge Menschen- und das als Standort, wo das Wohnen nicht zur Belastung wird.