Silvester: gute Vorsätze und Umweltsünden zugleich
Barbarische Sause
2025 steht vor der Tür und damit auch ein Tag, der für viele eine (un)vergessliche Zeit werden wird: Silvester. Und während der Name unseres Neujahrsfestes auf irgendwas mit der Kirche zurückgeht – so wie bei gefühlt jedem anderen unserer Feiertage auch – ist die Art, wie es gefeiert wird, tatsächlich ein deutsches Original. Beziehungsweise waren es die Germanen, die früher in den dunklen Nächten des Jahreswechsels mit Feuer und möglichst viel Krach versuchten, böse Geister fernzuhalten – wofür es dann heute das Feuerwerk als anscheinend Zwei-in-Eins-Lösung gibt.
Von hier in die Welt
Und aus irgendeinem Grund wird nun rund um den Globus im Stil der alten Germanen gefeiert. So findet das jährlich weltweit größte Feuerwerk gar nicht hier bei uns, sondern auf der anderen Seite der Erdkugel statt: rund um das berühmte Opernhaus in Sydney. Über 10 Tonnen an Pyro mit mehr als 100.000 einzelnen Effekten werden da an einem einzelnen Abend in die Luft gefeuert, während übers Fernsehen etwa eine Milliarde Menschen zusehen. Feuerwerk – ein optisch schönes Spektakel, dessen eher unschöne Züge aber immer mehr ans – badum tss – Licht kommen. So sind mittlerweile 60 Prozent der Deutschen für ein Verbot von privatem Böllern.
(Nicht) wie die Germanen
Bei uns ist Silvester nämlich schon lange nicht mehr nur ein Fest, wo man sich versammelt und zusammen das Spektakel genießt. Stattdessen wird allein oder in kleinen Gruppen losgezogen, um mit mehr oder weniger legalen Polenböllern die größtmögliche Zerstörung anzurichten. Worin das gipfelt, kann man ja mittlerweile jedes Jahr in Berlin beobachten. Und aufs Aufräumen hat natürlich auch keiner Bock, sodass sich deutsche Städte jedes Mal aufs Neue direkt zum Beginn des neuen Jahres in bestem Licht zeigen können.
Kollateralschäden
Doch während wir uns diesen Abend mit Verletzten und Feinstaubwerten von selbst in den Großstädten über 50-mal mehr als normal selbst auferlegt haben, gilt das für die Tierwelt nicht. Für die ist die ungewohnte Licht- und Geräuschkulisse aber besonders mit Stress verbunden, wovon einem wahrscheinlich jede Person mit Haustier ein Lied singen könnte. Von ihnen sagen nämlich über 60 Prozent, dass ihr Tier an Silvester in Panik gerät, während es gleichzeitig jeden Jahreswechsel tausende von Vermisstenmeldungen für Haustiere gibt, die das Weite gesucht haben.
Dunkelziffern
Noch schlimmer wird das Ganze dann bei Wildtieren. Knallwütige verschlägt es nämlich teilweise bis ins dichte Unterholz, wo dann wieder nicht nur diverse Lebewesen aufgeschreckt, sondern sogar aus dem Winterschlaf gerissen werden, was nicht selten tödliche Folgen hat. Hier gibt es keine beängstigende Zahl zu der Menge an Fällen, die man vorhalten könnte, weil das Ausmaß der Ereignisse einfach viel zu groß und das Entdecken verletzter Tiere einfach viel zu schwierig ist – und allein schon das sollte alle mit gesundem Menschenverstand dazu bewegen, mal ein bisschen Mitgefühl zu zeigen und die Tiere zu verschonen.
Böllerverbot
Was also nun? Das Böllern ganz verbieten? Mal ganz stumpf gesagt: Ja, das wäre für alle Beteiligten wohl das Beste. Schließlich gibt es ja noch tausend andere Varianten, den Beginn des neuen Jahres zu feiern, und zwar ganz ohne für Verwüstung zu sorgen. Wie wäre es aber für den Anfang wenigstens damit, wieder im Stadtzentrum zusammenzukommen und gemeinsam Silvester zu feiern. So gäbe es weniger Müll, Schmutz und Schrecken für Tiere und gleichzeitig mehr Spaß für uns. Außerdem würden wir doch so die Tradition der alten Germanen, die früher so die bösen Geister vor dem Jahreswechsel vertrieben, viel besser in Ehren halten.
Wir wollten wissen, wie es Tieren und Tierliebhaber:innen an Silvester ergeht. Dafür haben wir bei zwei regionalen Anlaufstellen - dem Tierheim Cottbus und dem Lebenshof Freiimfelde – nachgehakt.
Tierheim Cottbus
Der Silvesterlärm ist für viele unserer Tiere purer Stress. Gerade die besonders geräuschempfindlichen Tiere reagieren mit Angst, Unruhe oder sogar Panik. Gefahrensituationen konnten wir durch eine gute Vorbereitung auf Silvester bisher glücklicherweise weitgehend vermeiden, indem wir möglichst viele schallgeschützte, beruhigende Rückzugsorte für die Tiere einrichten und mit gewohnten Abläufen versuchen, den Tieren ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Trotzdem ist die Sorge jedes Jahr groß und Silvester für uns alle eine nervenaufreibende Zeit. Deswegen setzen wir uns als Tierschutzverein aktiv für ein generelles Verbot von privatem Feuerwerk ein!
Lebenshof Freiimfelde
Für unsere Lebenshoftiere ist Silvester die schlimmste Zeit des Jahres. Viele unserer Schützlinge haben Angst vor den ungewohnten Geräuschen. Das bedeutet auch für uns einen enormen Stress, da wir die Tiere die ganze Nacht lang beruhigen müssen. Gerade für die Tiere, die wir nicht mit ins Haus nehmen können - wie unsere Ziegen, Pferde und Co - können durch Fluchtverhalten schnell gefährliche Situationen entstehen. Wir sind froh, wenn alle Tiere unbeschadet durch die Nacht kommen und wir uns am nächsten Morgen nur über die Böller- und Raketenreste auf unserem Grundstück ärgern müssen.
Hilft ja nichts
Da trotz dieses Artikels wahrscheinlich auch dieses Silvester wieder viele nichts aufs Böllern verzichten werden, achte als Haustierbesitzer:in darauf, dass du ...
... dein Haustier ordentlich sicherst und es über Nacht - wenn möglich - nach drinnen holst.
... besonders sensiblen Tieren zusätzliche Rückzugsorte in der Wohnung/im Haus bietest.
... mit Musik, Futterspielen oder Kuscheleinheiten für Ablenkung sorgst.
Außerdem ist es immer hilfreich, nach der Silvesternacht nach entlaufenen bzw. verletzten Tieren Ausschau zu halten und beim Spaziergang im Grünen auch ein wenig Müll mit aufzusammeln.
Instagram: neelamedea