Der Coach für Oma und Opa
Wie stellst du dir den Leiter eines Altersheimes vor? Alt? Grau? Gebrechlich? Martin Dobianer stellt dieses Bild auf den Kopf. Er hält mit 35 die Zügel des Christlichen Seniorenzentrums Spremberg in der Hand – und wurde von seinen Bewohnerinnen als Sportskanone in der RTL-Sendung „Ninja Warrior“ bestaunt. Im Interview erzählt uns der humorvolle Hüne, wie er aus seinem das wohl sportlichste Altersheim der Lausitz macht.
Wie kommt man eigentlich dazu, ein Seniorenheim zu leiten?
Nachdem ich in Potsdam zum staatlich geprüften Sportassistenten mit der heiß begehrten A-Lizenz in Fitness gerüstet war, stand ich vor der Gretchenfrage: Wird mein Hobby nun meine berufliche Leidenschaft oder nicht?
Ein weiser Rat meiner Frau, der sich zwischen Sorgen um meine Bandscheibe (die schon einmal rebelliert hatte) und Visionen meiner Zukunft als alternder Trainer bewegte, gab den Ausschlag. Also packte ich meine Sportsachen (und natürlich die Bandscheibe) und pendelte zwischen Leipzig und Cottbus, um dort Gesundheitsmanagement zu studieren. Wie sich herausstellte, war das genau mein Sportsgeist! Das Studium war der perfekte Ausgleich – ich konnte immer noch beim Training alles geben und zeitgleich großes Wissen in der Gesundheitsbranche aneignen.
Nach dem Erwerb meines Abschlusses im Gesundheitsmanagement begann ich ein Trainee-Programm als Residenzleiter in Cottbus. Diese Position eröffnete mir zahlreiche berufliche Möglichkeiten, die weit über den Bereich des Sportmanagements hinausgingen und bedeutende Karrierepfade in der Verwaltung und Leitung von Einrichtungen aufzeigten.
Wie alt war dein ältester Ninja-Warrior-Zuschauer?
Ich kann zwar nicht genau sagen, wer von meinen Bewohnern alles meinen Ninja-Warrior-Auftritt im Fernsehen verfolgt hat – immerhin habe ich es nicht gerade im ganzen Haus verkündet. Aber eine meiner Bewohnerinnen, fast 90 Jahre jung, hat mir ganz stolz erzählt, dass sie mich auf dem Bildschirm gesehen hat. Das hat mir echt den Tag versüßt!
Welche Sportlererkenntnisse wendest du bei deinen Senioren an?
Als ich die Leitung des Seniorenheims vor dreieinhalb Jahren übernahm, war mir schnell bewusst, dass die Bewohner erheblich von der aktiven Unterstützung durch Fachpersonal profitieren könnten, ähnlich wie ich es während meiner Wettkampfzeiten erlebt hatte. Daraufhin entschied ich mich, eine erfahrene Physiotherapeutin fest einzustellen. Sie bietet den Bewohnern sowohl Einzeltherapien als auch Gruppenaktivitäten an, um ihre Mobilität zu verbessern und ihre Lebensqualität zu erhöhen. Diese Maßnahme basiert auf der Erkenntnis, dass gezielte physiotherapeutische Betreuung signifikant zur Erhaltung und Förderung der physischen Gesundheit beiträgt.
Im Christlichen Seniorenheim Spremberg organisieren wir nun bereits zum zweiten Mal eine Seniorenolympiade. Die Veranstaltung stößt auf große Nachfrage und Vorfreude unter den Bewohnern. Dieses Ereignis fördert nicht nur die körperliche Aktivität und Mobilität der Teilnehmenden, sondern unterstützt auch deren soziale Interaktion und geistige Gesundheit. Die Seniorenolympiade ist ein wichtiger Bestandteil unseres Angebots, um ein aktives und gemeinschaftliches Umfeld zu schaffen, das die Lebensqualität unserer Bewohner nachhaltig verbessert.
Würdest du sagen, dass ihr ein besonders sportliches Altersheim seid?
In Bezug auf unser Team? Ohne Zweifel! Wir legen großen Wert darauf, unseren Mitarbeitern nicht nur ein dynamisches Arbeitsumfeld zu bieten, sondern auch die Möglichkeit, aktiv und gesund zu bleiben. Jedes Jahr organisieren wir einen Gesundheitstag. Zudem nehmen wir als Team regelmäßig am lokalen Drachenbootturnier teil, was nicht nur unsere Teamfähigkeit stärkt, sondern auch eine Menge Spaß bringt. Es überrascht mich auch immer wieder angenehm, wie viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich für das Fahrrad als ihr bevorzugtes Verkehrsmittel entscheiden, statt mit dem Auto zu kommen. Diese Wahl spiegelt nicht nur unseren gemeinsamen Einsatz für eine gesunde und aktive Lebensweise wider, sondern zeigt auch unser Bewusstsein für Umweltschutz.
Mit welchem Klischee über den Altenpflegeberuf möchtest du ein für alle Mal aufräumen?
Ein weitverbreitetes Klischee, das mich immer wieder überrascht, ist die Vorstellung vieler Außenstehender, dass Pflegefachkräfte vorwiegend damit beschäftigt sind, sich um die körperlichen Ausscheidungen der Senioren zu kümmern. Diese Sichtweise verkürzt den Pflegeberuf stark und wird den umfangreichen physischen, emotionalen und technischen Anforderungen, denen sich Pflegekräfte tagtäglich stellen, in keiner Weise gerecht.
Angenommen, man möchte in der Pflege arbeiten – warum sollte man sich genau für dein Heim entscheiden?
Warum nicht bei uns starten? Es gibt zahlreiche überzeugende Gründe dafür! Wir sind ein dynamisches, junges Team, das stolz darauf ist, personell gut aufgestellt zu sein, sodass Engpässe bei uns ein Fremdwort sind. Darüber hinaus wurden wir erneut als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet, was unsere Verpflichtung gegenüber unseren Mitarbeitern und ihren Familien unterstreicht.
Besonders begeistert bin ich darüber, wie viele talentierte Auszubildende wir haben. Dank unserer engagierten und kompetenten Praxisanleiter sind wir in der Lage, eine erstklassige Ausbildung zu gewährleisten. Dieser Einsatz für die Ausbildung zeigt, dass wir nicht nur heute, sondern auch in Zukunft eine feste Größe bleiben werden.
Dein Lieblings-Seniorenwitz?
Einen festen Witz habe ich zwar nicht auf Lager, aber eine meiner Bewohnerinnen sorgt regelmäßig für Heiterkeit. Stellen dir vor: Seit drei Jahren sehe ich sie fast täglich, und jedes Mal, wenn sie mich erblickt, ist sie aufs Neue überrascht, dass ich, in meinen jungen Jahren, tatsächlich der Leiter des Seniorenheims bin. Ihr erstaunter Blick und das ungläubige Kopfschütteln sind jedes Mal so herzerwärmend, dass es fast schon ein Running Gag ist. Es scheint, als würde sie erwarten, dass eines Tages ein älterer, weiserer Kopf auf meinen Schultern sitzt!
Wir danken für das Interview.
Schnupper beruflich rein:
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