Diskriminiert unsere Sprache?
Die Spitze des Eisberges der Genderdiskussion sind Berufsbezeichnungen wie „die Putzfrau“ oder „der Handwerker“ – in letzterem Fall sah der Duden bis Anfang 2021 noch keine „Handwerkerin“ vor. Foto: LightFieldStudios, istock
Eine Begriffsklärung
Der Begriff „Gendern“ stammt aus dem Englischen, wo er so etwas, wie „(soziales) Geschlecht“ bedeutet. Soziales, weil es sich vom „Sexus“, dem biologischen Geschlecht, unterscheidet und stattdessen die eigene Geschlechtsidentität bzw. das -bewusstsein widerspiegelt.
Auch die deutsche Grammatik hat eigene Geschlechter – genannt Genera: das Maskulinum, das Femininum und das Neutrum. Normalerweise haben die mit dem Substantivgeschlecht nichts zu tun – keiner fragt warum „der Stuhl“ männlich ist, während „das Stuhlbein“ und „die Stuhllehne“ ein anderes Genus besitzen.
Das generische Maskulinum
Dies ist einer der Begriffe, welche im Zentrum der Diskussion um gendergerechte Sprache stehen. Was es genau ist? Eine Personenbezeichnung die geschlechtsneutral sein soll. Hört sich erstmal gut an, denn genau das ist doch, was die Bewegung erreichen will. Allerdings wird das generische Maskulinum, wie der Name sagt, durch die maskuline Bezeichnung angewendet, wodurch z.B. die Bezeichnung „Bäcker“ geschlechtsneutral sein soll. Richtig, „der Bäcker“ kann demnach sowohl männlich, als auch geschlechtsneutral sein.
Dass das generische Maskulinum problematisch ist, darauf deuten Studien hin. So wurden in einer Untersuchung der FU Berlin knapp 600 Grundschulkindern Berufe vorgelesen. Anschließend sollten die Kinder einen Fragebogen beantworten, z.B. wie viel sie in dem Beruf verdienen können, ob er schwer zu erlernen oder auszuführen ist und ob sie selbst ihn sich zutrauen. Wurde sowohl die männliche als auch die weibliche Berufsbezeichnung genannt, dann interessierten sich mehr Mädchen für jene Berufe, die typischerweise eher von Jungs gewählt werden und trauten sich diese eher zu. Wurde nur die männliche Variante vorgelesen, fehlte dieser Effekt.
Was sagt der Duden?
Das wohl bekannteste Rechtschreibwörterbuch der deutschen Sprache ist oft ein Orientierungspunkt in Zweifelsfällen. Denn es wird auf Grundlage der amtlichen Rechtschreibregeln vom Rat für deutsche Rechtschreibung erstellt.
Laut diesem sei das generische Maskulinum nicht mehr zeitgetreu und gerade in Bezug auf die Personengruppen wurden bis Herbst 2021 alle der rund 12.000 Personengruppen feminisiert. Das bedeutet, das ehemalige generische Maskulinum ist jetzt nur noch männlich und wird durch das feminine Äquivalent ergänzt. Viele sind die Meinung, dass es eine überstürzte Maßnahme sei, gerade vom Duden, der eine starke Verbindung mit den Rechtschreibregeln hat. Tatsächlich wurde das generische Maskulinum aber von diesem erst 1973 überhaupt eingeführt. Es ist also eigentlich gar nicht tief in der deutschen Sprache verankert, außerdem passe der Duden sich nur an aktuelle Sprachentwicklungen an, was durch eine Analyse vieler öffentlicher Texte geschehe.
So wurden im Jahr 2020 auch „Geisterspiel, Gendersternchen, Klimakrise und Wiesn“ erstmals in den Duden aufgenommen, während „Bäckerjunge, Lehrmädchen, Niethose und Lehrpfennig“ gestrichen wurden. Man passe sich an die Gewohnheiten der Bevölkerung an.
Am Ende wurde aber noch keine Norm festgelegt, nur Optionen legitimiert und die nun „geschlechtergerechte“ Sprache wurde noch nicht um die entsprechende Version für geschlechtsneutrale Personen ergänzt.