Ein Muss oder Gaga? lauter*sie zu gendergerechter Sprache
Liebe Leserin, lieber Leser, liebe/-r Leser/-in, lieber Leserin, liebeR LeserIn, lieby Lesy –wie ist es dir am liebsten? Genderneutrale Sprache ist ein Thema, für das manche als Sinnbild der Gleichberechtigung missionarisch einstehen, während andere es einfach nur Gaga finden. Die Studienlage ist gering, die Debatte emotional. Wir fragen uns: Sind Schrägstriche, Unterstriche und Sternchen wortwörtlich falsche Symbolpolitik oder Sinnbild eines unausweichlichen sprachlichen Wandels hin zu mehr echter, gelebter Gleichstellung und Diversity?
Das große Ganze – Diversity
Meist mit „Vielfalt“ übersetzt beschäftigt sich der Diversity-Komplex mit dem respektvollen Umgang von Individualismus. Doch was unterscheidet uns? Um dies zu klären, versuchen seit den 1970er-Jahren Forscher*innen Diversity in ein überblickbares System zu verpacken. Am National Training Laboratories Institute for Applied Science in den USA entwickelte man folgende Diversity-Dimensionen:
- Geschlecht: Neben männlich und weiblich existieren noch viele weitere Genderidentitäten: androgyn, genderqueer, inter, ... (laut einigen Quellen über 60).
- Sexuelle Orientierung: Heterosexualität, homosexuell (lesbisch und schwul), bisexuell, transsexuell, asexuell, intersexuell, queer oder questioning
- Alter: Statt Diskriminierung sollten Ansichten von jüngeren, mittelalten und älteren Menschen gleichwertig betrachtet werden.
- Ethnische Herkunft & Nationalität: Unterschiede zwischen Ursprung, Muttersprache und Kultur sollten wertgeschätzt und Chancengleichheit geschaffen werden.
- Religion & Weltanschauung: Neben Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus gibt es noch unzählige weitere Glaubensarten.
- Behinderung: Körperlich, geistig oder psychisch behinderte Menschen haben das gleiche Recht auf Teilhabe wie alle anderen. Voraussetzung dafür ist Barrierefreiheit im gesellschaftlichen Leben.
- Soziale Herkunft: bestimmt maßgeblich Chancen auf Bildung, Arbeit und Ressourcen mit, aber eigentlich sollen allen Menschen die gleichen Bedingungen zur Selbstverwirklichung offenstehen.
Um das Thema dieser Ausgabe einmal einzuordnen: Genderneutrale Sprache gehört hier der Dimension Geschlecht an – es sollen in Wort und Schrift alle Geschlechter gleichberechtigt angesprochen werden.
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Resultat = Reaktanz? Positionen zum Gendern
Unsere Meinung zu Genderspeech
Zurück in gewohnten Rollen: Kenny und Victoria, beide aus Cottbus, tauschten für unser Cover ihre persönlichen Geschlechterklischees. Wie die beiden zur Genderdebatte stehen, erfährst du am Ende unseres Themenspezials.