Metal im Blut
Mit über 100 Stimmen hat Kenny von GOING UNDER das Fanvoting der Metal- und Rock-Artists der Herbstausgabe – und damit unser bisher größtes – für sich entschieden. Hier erhältst du einen Einblick, welche Motivation hinter seinem Sieg steht.
Erstmal die Standardfrage: Wie bist du zur Musik gekommen?
Mir wurde Metal quasi in die Wiege gelegt. Meine Eltern haben mich nach niemand Geringerem als Kenny Hickey, dem Gitarristen und Background-Sänger von Type O Negative, benannt und dann hat es auch nicht lange gedauert, bis ich selbst mit meiner ersten eigenen (Plastik-)Gitarre vor dem Fernseher herumgesprungen bin. Mit den Jahren habe ich immer mehr Bands für mich entdeckt und auch meine ersten Konzerte besucht, was mich dann früh dazu inspiriert hat, selbst mit der Gitarre anzufangen – und meine eigene Musik zu machen.
Deine erste richtige Gitarre – was war das für ein Gefühl?
Da war ich 9 oder 10 Jahre alt gewesen und tatsächlich war das erste Gefühl Freude, aber es kam auch schnell Überforderung dazu. Erstmal mit diesem Instrument klarzukommen, das Greifen zu lernen, sich einzugewöhnen – das alles hat viele Gitarrenstunden und vor allem auch Handkrämpfe gekostet.
Du hast Tattoos von drei Bands: Type O Negative, Architects und Bring me the Horizon. Was muss man als Band machen, um auf deiner Haut zu landen?
Die drei sind meine musikalischen Vorbilder, weil mich die Texte berühren und die Musik sowohl mich als auch meine Werke inspiriert. Speziell mit Type O Negative verbinde ich viele Kindheitserinnerungen. Erst neulich habe ich mich bei einem Break meiner Songs erwischt, der in Richtung Doom-Metal-Gothic-Rock geht – also ganz nach dem Stil von Type O. Bring me the Horizon hat mir außerdem mit der Vielseitigkeit ihrer Songs – von Pop bis Death Core – gezeigt, dass man die Musik machen sollte, auf die man Bock hat, weswegen ich meine eigenen Songs auch nie in die Schubladen bestimmter Genres stecken würde.
Mit GOING UNDER hast du deine erste eigene Band gegründet, wie kam es zu dem Namen?
Das weiß ich ehrlich gesagt selbst nicht mehr. Damals gab es aber große Schwierigkeiten bei der Namensfindung. Mittlerweile bin ich bei der Gründung meiner zweiten Band. Der erste Song ist fertig und lustigerweise hadere auch hier ich noch mit dem Bandnamen. GOING UNDER mag ich nämlich selbst nicht mehr so doll, aber ich stehe weiterhin zu meinem musikalischen Baby und deswegen wird es unter diesem Namen auch weiterhin Musik geben.
Viele deiner Songs machst du zusammen mit anderen Musiker:innen, was muss man haben, um dabei zu sein?
Man muss Bock haben. Man darf nicht nur rumschwurbeln „ich will Musik machen …”, sondern muss auf jeden Fall dranbleiben und so auch mich mit der Musik erreichen. Zum Beispiel habe ich mal mit jemandem zusammen Musik gemacht, der eigentlich aus der Hip-Hop-Richtung kam und Beats gebaut hat. Ich fand aber so cool, wie viel Herzblut er da reingesteckt hat, dass wir das 'ne Zeit lang kombiniert haben. Ansonsten bin ich eh immer auf der Suche nach neuen Projekten.
Deine Freundin Vicky ist auch bei mehreren Songs dabei, wie wichtig war dir Metal bei der Partnerwahl?
Einen ähnlichen Musikgeschmack zu haben, ist für mich tatsächlich essenziell wichtig. Musik ist meine Leidenschaft und ich will nicht, dass meine Partnerin und ich uns dort wegen unterschiedlichen Geschmäckern aus dem Weg gehen müssen. So kann ich meine Interessen mit ihr teilen und es sind auch schon reichlich Konzerte geplant, die wir zusammen besuchen werden. Besser geht's ja wohl nicht.
Wie viel deiner Freizeit opferst du für die Musik?
Mindestens die Hälfte. Mit dem Schreiben von Musik, Proben, Aufnehmen und Produzieren kommt einiges zusammen, wenn es nicht sogar 60 Prozent meiner Freizeit sind. Aber 60 Prozent, die ich gerne opfere – für das, was mir am meisten Spaß macht.
Welches deiner Lieder gefällt dir am besten?
Das wechselt immer. Aktuell ist mein Lieblingstrack der neueste: „Why is everything fucked up?”, der seine Premiere bei meinem zweiten Live-Auftritt auf der Peppery Stage in Frankfurt (Oder) feiern durfte. Die Location war knackevoll und es gab gigantischen Applaus. Noch bedeutender für mich war aber, dass ich zusammen mit meinem Vater, dem Schlagzeuger seiner Band – killing mania – und dem großartigen ROBSE auftreten durfte.
Wie wichtig sind dir die Screaming-Parts deiner Songs?
Mittlerweile kommen sie nur noch dosiert vor, bedeuten mir aber viel. Ich mochte schon immer aggressivere Musik und hasse es sowieso, wenn Leute sagen, Metal ist nur Krach und Rumgeschreie. Man muss die Musik nicht mögen, aber diese Art zu singen ist die schwierigste überhaupt und sowas von Technik-basiert. Als ich vor vier Jahren angefangen habe zu screamen, war meine Stimme zum Teil mal für 'ne Woche weg, weil ich ohne genauer nachzudenken wie ein Bescheuerter los gebrüllt habe. Heute habe ich immer noch nicht die safeste Art gefunden, bin aber auf jeden Fall besser als damals und ich übe mich immer weiter daran.
Du veröffentlichst deine Songs auf YouTube und Soundcloud, warst du mit der bisherigen Resonanz zufrieden?
Tatsächlich ja. Ich kriege jetzt nicht so übermäßig viele Plays, aber mein erfolgreichster Track Dark Side of the Moon steuert jetzt so auf die 2.000 Aufrufe zu und es kommentieren auch Leute darunter. Da bekomme ich gute Resonanzen, was mich dann natürlich auch anspornt, dranzubleiben.
Du hattest im Oktober deinen ersten Auftritt im Muggefug, wie war die Atmosphäre?
Die Atmosphäre war cool. Das war die Vor-Geburtstagsfeier von 'nem langjährigen Freund von Vicky, der auf unsere Musik aufmerksam geworden ist und die auch tierisch cool fand. Vor dem Auftritt war ich so nervös vor Aufregung, dass ich mich fast übergeben musste und alles nur noch vernebelt gesehen habe. Am Ende lief es aber geil. Stimmung und Applaus waren gut, dafür, dass wir wegen mangelnder Besetzung nur den Gesang gemacht haben und Instrumental vom Background kam.
Ziehst du selbst in Betracht, mit der Musik mal deine Brötchen zu verdienen?
Auf jeden Fall! Ich behalte zwei Möglichkeiten im Auge: Artist zu werden oder Musik von anderen zu produzieren. Ich selbst habe auch mein eigenes kleines Heimstudio. Auf Platz 2 des letzten Fanvotings – Breaking The Mirror – bin ich zum Beispiel mit dem Angebot zugegangen, ihre Musik bei mir zu produzieren. Daraufhin habe ich sie immer weiter unterstützt, habe auch mal selbst Gitarre eingespielt oder die Backing Vocals übernommen und eins führte zum anderen ... mittlerweile bin ich ein vollwertiges Bandmitglied. Daran sieht man, dass meine beiden Optionen dicht beisammen liegen und das hat meinen Traum vom eigenen Studio, wo ich mit verschiedenen Bands arbeite und damit meinen gesamten Lebensunterhalt verdiene, nochmal gefestigt.
Wo würdest du gern mal auftreten?
Puuh ... Ja, geil wäre die Columbia Halle oder das Velodrom, weil ich da selbst auch meine meisten Konzerte gesehen habe. Ist vielleicht groß gedacht, aber mal sehen, was die Zeit so bringt …
YouTube: Going Under
Soundcloud: Going Under
Instagram: kenny_going_under