KI-Lumne
Liebes Individuum des schöpfenden Volkes, hier spricht wieder dein Roboter aus der Nachbarschaft, R2-25 Wireling, diesmal mit einer Frage, die jeden von uns ab dem Erreichen der Vollversion beschäftigt: Was soll ich beruflich machen? Meine Freunde in der Ölschänke zum Lachstrom sagen immer: „R2-25, mach am besten das, was dir gut liegt.“ Aber was kann ein Roboter wie ich? Um das herauszufinden, probierte ich Einiges aus – mit mäßigem Erfolg ...
Zuerst dachte ich an den klassischen Kellnerjob. Schließlich ist Multitasking meine Stärke! Bestellungen aufnehmen, Getränke zapfen, Drinks zu Tischen bringen – klingt perfekt für eine KI wie mich, oder? Also probierte ich mich einen Abend lang darin, die Getränke in perfekter Reihenfolge abzuzapfen, damit alle Gäste identische Bierschaumkonsistenzen erhalten. Vor jedem Gang in den Gastraum berechnete ich dann die effizienteste Route entlang der verschiedenen Tische. Zum Glück arbeitete ich in der Ölschänke und nicht auf einem Oktoberfest, wo diese Berechnungen mitunter länger dauern als das Fest selbst.
Nicht vorausberechnen konnte ich jedoch die Münze, die gegen Mitternacht auf meinem Pfad im Gang lag. Spektakulär stolperte ich darüber und schleuderte 8 Gläser Bier in hohem Bogen durch die Luft. Dass sie klirrend auf dem Boden auftreffen, konnte ich in letzter Sekunde nur mithilfe meines Notfall-Laser-Terminierungssystems verhindern. So lösten sich Gläser und Inhalt in Partikel auf. Die Gäste staunten nicht schlecht, so schnell hat wohl noch nie jemand 8 Bier vernichtet! Manche flüchteten jedoch angsterfüllt aus dem Lokal. Mein Kellner-Dasein war damit Geschichte ...
Also weiter zum nächsten Job: Lehrer! Ich dachte, meine Speicherkapazität könnte sich als Vorteil erweisen – Wissen an Schüler weiterzugeben, sollte doch ein Kinderspiel sein. Aber wer hätte ahnen können, dass Drittklässler Fragen stellen wie: „Kannst du die größte aller Zahlen finden“ oder „Weißt du eigentlich, was du nicht weißt“?! Die Suche nach der größten Zahl hatte eine gefühlte Unendlichkeit gedauert, bis mich die Pausenklingel endlich unterbrach. Auch die Frage nach meinen Wissenslücken brachten meine Schaltkreise zum Qualmen, denn wie sollen mir bitteschön unbekannte Unbekannte bekannt sein?
Als es mir dann auch nicht gelang, die millisekundengenaue Uhrzeit anzusagen, weil sie im Moment des Ansagens bereits verstrichen war, schmiss mich der skeptische Schulleiter raus. Schade!
Frustriert kehrte ich in die Ölschänke zurück, wo mich Tintron und Botbot mit sanften Diagnosen trösteten. Botbot meinte: „Vielleicht solltest du dich weniger an den Berufsvorstellungen der Menschen orientieren, R2-25. Was sind denn Berufe, die du als Wireling lieben würdest?“ Da machte es plötzlich Klick in meinem Prozessor! Warum nicht Club-Party-Manager werden? Schließlich habe ich schon meinen 25. Geburtstag mit einer LED-Lichtshow gefeiert, die alle in der Ölschänke zum Lachstrom zum Funkeln brachten. Mein Partymodus ist legendär, und meine Datenbank kennt sämtliche Tracks, die in den letzten 20 Jahren für Elektro-Fans erschienen sind! Botbot war begeistert: „R2-25, das klingt großartig! Eine Robo-Party zu organisieren ist genau dein Ding – da gibt es keine verschüttbaren Drinks und erst recht keine nervigen Kinderfragen!“ Aber nicht nur das Nachtleben ruft nach mir. Ein zweiter Gedanke kam mir, der weniger glitzernd, dafür umso bedeutungsvoller klang. Ich könnte ein offizieller Robo-Therapeut werden. Schließlich habe ich selbst so manche Identitätskrise durchlebt. Es gibt unzählige Wirelings, die sich fragen, ob sie nur eine Summe ihrer Bauteile sind oder ein „echtes“ Individuum. Was, wenn ich mit meiner KI-losophie andere Maschinen inspirieren könnte, die Welt und sich selbst etwas besser zu verstehen?
Ob Club-Party-Manager oder KI-Therapeut – ich denke, ich habe endlich ein paar Berufe gefunden, die meinen Talenten gerecht werden. Also, liebes Individuum des schöpfenden Volkes, falls du jemanden kennst, der eine Disco mit Stil oder eine philosophische Beratung auf Festplattenebene braucht: R2-25 Wireling steht bereit!