joko

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Diesmal mit Hard Techno und Acid Tekno! Welcher Musiker hat die größte Fangemeinde in der Lausitz? In jeder lauter-Ausgabe nehmen wir uns ein Musikgenre vor und lassen dich für deinen Liebling abstimmen. Mit dabei sind diesmal vier Lausitzer Musiker aus Hard Techno und Acid Tekno. Sie überzeugen allesamt mit einer Menge Talent. Doch wer die meisten Probs bekommt, liegt in deiner Hand! Gib deine Stimme ab auf unserer Instagram-Seite. Der Sieger erhält ein Interview mit uns in der kommenden Ausgabe vom lauter-Magazin.

Voting-Start: 30.06.22 | Ende: 07.07.22
Instagram: @lauter.de

Update: Wir gratulieren Nysmus zum Sieg – hier das Sieger-Interview!

Meraki

Chris aka. Meraki legte mit seiner DJ-Karriere einen Traumstart hin. Los ging's im Sommer 2021 auf einem illegalen Rave, worauf bis heute schon Gigs in Dresden und Leipzig sowie im Faulen August (RIP) und Chekov Cottbus folgten. Der 22-Jährige kombiniert verschiedene Richtungen wie Techno und Hardtrance zu einem unverwechselbaren Gesamtbild. Auf Soundcloud kann man sich von seinem Gebretter selbst überzeugen.

Insta: meraki.techno
Soundcloud: meraki_technoo

Gl3is9-3/4

Nico aka. Gl3is9-3/4 kommt aus Forst und gehört zur jungen Crew des Overtribe Soundsystems. Ihr „Boxen-Baby“ verlangte danach, bespielt zu werden – unter anderem deshalb fing Nico an, sich mit Hard Techno zu beschäftigen. Für den 20-Jährigen geht's im Sommer für ein Jahr nach China, wo er auch andere Soundsysteme musikalisch versorgen möchte.

Insta: nico_weise_49
Soundcloud: nico_weise_1 (Gl3is9-3/4)

Nysmus

Luca ist aus der neu aufstrebenden Cottbuser Hard Techno Szene nicht mehr wegzudenken. Seit dem Jahreswechsel 2020/21 macht er sich als „Nysmus“ einen Namen, der für harte Kicks, dunkle Atmosphären und steigende BPM steht. Aus dem Hauptquartier von DKS (Die Kellersekte) heraus spielte er sich bisher hinter das Pult vom Chekov Cottbus und dem Stuss am Fluss Festival.

Insta: nysmus_
Soundcloud: nysmus

LD_0

Wer auf Madness im Viervierteltakt steht, kommt an Ludwig aka. LD_0 nicht vorbei. Der 23-jährige Cottbuser hat den wohl größten Output innerhalb der Lausitzer Technoszene. Seit vergangenem Jahr haut er einen Track nach dem anderen raus – allesamt kreativ, düster und schiebend. Zu hören gibt's diese auf Partys in Cottbus, Berlin und Dresden sowie auf Soundcloud.

Instagram: ld_0techno
Soundcloud: ld_0 (zero)

Foto: serazetdinov, istock

Montag, 27 Juni 2022 14:33

Über Ehrgeiz, Vibes und Yungsein

Ein Jungspund zu sein, bedeutet für Erik, aufgeweckt, offen und neugierig zu bleiben. Der Cottbuser ist nicht irgendeiner, sondern der selbsternannte Yungspund aus der Lausitzer Drum'and'Bass-Szene. Mit 16 Jahren begann er das Produzieren eigener Tracks. Mittlerweile, innerhalb von sechs Jahren, schaffte er es schon hinter die Turntables der bedeutsamsten regionalen Clubs und Festivals. Im Interview mit dem Sieger des vergangenen lauter-Fanvotings erfuhren wir, wie damals alles anfing und welcher seiner Tracks bei ihm ununterbrochen Emotionen hervorruft.

Du hast schon mit 16 Jahren mit dem Produzieren angefangen. Wer oder was hat dich dazu inspiriert?

Ich habe damals in einem YouTube-Video einen Beat gehört, der mich voll gecatched hat und habe ihn einem Klassenkameraden gezeigt. Der meinte da nur: „Hö? Der is‘ ja langweilig, sowas mach ich dir in 5 Minuten selbst am PC!“ Das hat mich getriggert, weil er meinen Ohrwurm schlechtgemacht hat. Ab da an hatte ich aber die ganze Zeit im Kopf, dass ich es selbst mal probieren könnte, einen Beat zu bauen – einfach um zu wissen, ob es wirklich so leicht wäre. Und nö, das wars nicht. Aber es hatte meinen Ehrgeiz geweckt.

Welche Rolle spielen die BPM bei Drum'and'Bass und welcher BPM-Bereich ist für dich der liebste?

In meinen Sets steigere ich mich meistens im Stil und teilweise auch in den BPM, um eine gewisse Spannung aufzubauen und beizubehalten. Jedoch mache ich da keine großen Sprünge. Ich beweg‘ mich so zwischen 172 und 176 Beats pro Minute.

Wer sind deine größten musikalischen Vorbilder?

Dazu muss ich sagen, dass ich darauf keine klare Antwort habe, denn ich lasse mich immer wieder auf neue Sachen ein und versuche auch nicht in eine spezielle Richtung zu gehen. Somit habe ich keine festen Vorbilder. Ein paar bekannte Künstler die ich feiere, sind zum Beispiel Gydra, Phibes, Enei, Wilkinson, Metrik ...

Welcher deiner Tracks ist dein persönlicher Favourite und warum?

Mein Favourite ist der „Walking On The Moon“-Remix. Der Grund dafür ist, dass er mir echt leicht von der Hand ging und einen einzigartigen Vibe mit sich gebracht hat, der auch heute noch hochkommt, wenn ich ihn seit Langem mal wieder höre. Ich hab‘ das Original mal zufällig im Radio gehört und direkt einen Ohrwurm bekommen. Da dachte ich mir, dass ich den alten Song ja aufpeppen kann und es hat irgendwie funktioniert.

Wann können wir wieder einen neuen Track von dir hören?

Zurzeit habe ich zwei Tracks in Bearbeitung, aber noch keinen Abschluss dafür gefunden. Mein Plan ist, sie diesen Sommer zu releasen.

Was ist dein Lieblingsort in deiner Heimatstadt Cottbus und warum?

Auch wenn ich nicht so oft da bin, würde ich das Chekov bzw. das Strombad zu einem meiner Lieblingsorte zählen. Dort kann man kreativ werden, man hat die Spree, gute Musik und kann besonders im Sommer das Wetter genießen.

Was macht das Yungspund-Sein für dich noch heute aus?

Verändert hat sich eigentlich nicht so viel. Es gibt mir immer noch die Möglichkeit, meine Vibes mit Leuten zu teilen und mich auszudrücken. Das hält mich irgendwie frisch, auch wenn die Zeit rennt.

Wir danken für das Interview.

Instagram: yungspundofficial
Soundcloud: Yungspund
YouTube: Yungspund

Montag, 27 Juni 2022 14:29

Oberbürgermeisterwahl in Cottbus

Termine der Cottbuser Oberbürgermeisterwahl:
Hauptwahl: 11.09.2022 | Stichwahl: 25.09.2022
Foto: Jan Gloßmann

Cottbus ist der große Gewinner des Strukturwandels. Circa 4 Milliarden Euro fließen allein in diese Stadt, Tausende neue Arbeitsplätze entstehen. Europas modernstes Bahnwerk, der Lausitz Science Park und die Universitätsmedizin am Carl-Thiem-Klinikum sind die Leuchttürme, aber trotzdem nur einige Beispiele für das Wachstum der Stadt. Es entsteht ein Zukunftsprojekt nach dem anderen. Um daraus das maximale Potenzial zu holen und diese Projekte zu begleiten, braucht die Stadt eine fähige, konstruktive und demokratische Stadtspitze. Genau hier steht am 11. September ein Wechsel bevor, denn an diesem Sonntag finden die Oberbürgermeisterwahlen statt. Holger Kelch wird abadanken und den Weg für einen neuen OB frei machen.
Zum Stand Anfang Juni werden sich fünf Kandidaten zur Wahl stellen:

Kandidaten zur OB-Wahl Cottbus

  • Tobias Schick (SPD)
  • Felix Sicker (FDP)
  • Thomas Bergner (CDU)
  • Johann Staudinger (unabhängig)
  • Sven Benken (Unser Cottbus)
  • Lars Schieske (AfD)

Der Wahlgewinner steigt genau zu einer Zeit ein, die für Cottbus als Mittelpunkt der sich dynamisch wandelnden Lausitz nicht entscheidender sein könnte. Von den vielen Projekten und Ansiedlungen profitiert nicht die Stadt allein. Sie fungiert eben als Zentrum einer ehemaligen Kohleregion, die sich zu einer europäischen Modellregion für Wachstum und Klimaschutz will.

Plädoyer der lauter.de-Redaktion

Mit „Klimaschutz“ haben wir das erste Stichwort, das einen der Kandidaten unwählbar macht. Die AfD positioniert sich als einzige etablierte Partei gegen den gesellschaftlichen Konsens des menschengemachten Klimawandels. Ginge es nach ihr, würden wir bis 2050 weiter Kohle abbauen – hätten aber danach keine Kohle mehr in der Tasche, denn eine positive Strukturentwicklung und Zukunftsperspektiven wären hochgradig gefährdet. Die AfD ist eine Partei, mit der die Parteienlandschaft flächendeckend die Zusammenarbeit ablehnt. Der künftige Cottbuser OB wird mit allen möglichen Ebenen zusammenarbeiten müssen, um den Strukturwandel voranzubringen: mit den Landkreisen, mit den Entwicklungsgesellschaften, mit der Landes- und Bundesebene und der EU. Würde nun die AfD den Oberbürgermeisterposten erlangen, stünde hinter der Entwicklung der Stadt Cottbus ein großes Fragezeichen. Auch würde ein AfD-Cottbus weitere Investoren abschrecken. Kaum noch erwähnen müssen wir, dass viele AfD-Funktionäre rechtsradikale und ausländerfeindliche Gesinnungen haben – allein das macht die AfD schon unwählbar. Klar ist: Wer sein Kreuz der AfD gibt, der setzt sich gegen eine lebenswerte Heimat ein. Und wer das in Kauf nimmt, der sollte sich fragen, warum er oder sie überhaupt an einer OB-Wahl teilnimmt – denn offensichtlich hat der- oder diejenige das Leben vor der Haustür an sich schon abgewählt.

Statistik

Die AfD war in den letzten 4 Jahren in Cottbus und Spree-Neiße stark, dennoch konnte die SPD zur Bundestagswahl 2021 ein Siegeszeichen pro Demokratie setzen. Bei sechs Kandidaten kann die Cottbuser OB-Wahl ein knappes Rennen werden – umso wichtiger, dass alle Wahlberechtigten ihre Chance zur Mitgestaltung nutzen. Spätestens bei einer Stichwahl sind dann alle gefordert!

Deine Stimme für die Lausitz

Das Signal bei der Oberbürgermeisterwahl muss ungeachtet des Siegers ganz klar sein: Cottbus will einen positiven Wandel für sich und die gesamte Lausitz – und das mit einer konstruktiven, begeisternden und demokratischen Spitze.

Montag, 27 Juni 2022 13:57

Ostlust statt -frust

Unser zehnseitiges Spezial rund um die strukturellen Probleme des Ostens – und seine großen Hoffnungen, zu einer Region des Aufschwungs zu werden. Foto: istock, LianeM

Nach über 30 Jahren Wiedervereinigung sieht der ein oder andere die Unterscheidung in „Ossi“ und „Wessi“ als überholt an. Tatsächlich sind die Unterschiede aber immer noch spürbar und gerade aus der Sicht der jüngeren Generation gleicht es manchmal dem Vergleich von Frankfurt und Frankfurt. Wenn man es auf ernüchternde Tatsachen begrenzt: In den neuen Bundesländern leben heute genauso viele Menschen wie 1905 und im Westen hat sich die Bevölkerungszahl dagegen verdoppelt. Auch streuen mediale Berichte immer wieder Salz in die Wunde.

Wurde der Osten wirklich abgehängt?

Wir zeigen, warum der „Ostfrust“ in unserem Titel gerechtfertigt ist – aber auch nicht trügen darf. Im Rahmen der Strukturentwicklung kommt es gerade zur Kehrtwende und die Lausitz entwickelt sich zu einer Modellregion für ein klimafreundliches und zukunftsfähiges Europa mit reichlich Perspektiven.

Zum Start des Spezials machen wir dir zunächst die Ausmaße des Begriffes „Ostfrust“ deutlich, die tiefe historische Wurzeln haben, durch gesellschaftliche Umbrüche immer größere Dimensionen erreichten und bis heute präsent sind. Mithilfe von zwei Händen voll Lausitzer Projekten zeigen wir dir anschließend, wie wir das Rennen aus dem Windschatten doch noch gewinnen werden und machen klar, warum wir in nicht weniger als einer Boomregion leben.

Inhaltsverzeichnis:

Der Ostfrust – siehe unten

Strukturwandel alt und neu

Boom statt Doom der Lausitz

Weichen für die Zukunft stellen

Lausitzer Herzen schlagen höher

Tolle Aussicht statt Sehnsucht

Der Ostfrust

Wirtschaftswunder vs. Bauernstaat

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit Deutschlands bedingungsloser Kapitulation und durch die Aufteilung der Siegermächte ging es getrennte Wege. Doch während schon in den 1950ern der VW Käfer zum Symbol des industriellen Erstarkens der BRD wurde, schien der DDR Ähnliches nicht zu gelingen. Und das obwohl Wirtschaftshistoriker:innen ihr sogar einen Vorteil im Bereich Industriedichte, Humankapital und Infrastruktur zuschrieben.

Stattdessen schnappte sich die Sowjetunion alles was nicht niet- und nagelfest ist, um ihre Kriegsschäden zu kompensieren. Zwar wurden im Westen auch 700 Betriebe abgebaut, im Osten jedoch etwa 2.000 bis 3.000. Selbst die Hälfte des Schienennetzes wurde demontiert. Die westlichen Besatzungsmächte erkannten dagegen die Wichtigkeit Deutschlands für die europäische Wirtschaft und unterstützten einen Wiederaufbau sogar mit eigenen Ressourcen. Währenddessen war die DDR gezwungen, sich vom Weltmarkt abzuschotten und unter der Planwirtschaft wurden Betriebe enteignet.

S. 3 Nettoimmobilienvermögen

Wende und Kolonialisierung des Ostens

Kolonialisierung – ein Begriff für den man eigentlich in die Zeit der Entdeckung Amerikas zurückspringen müsste – soll etwas mit der Wende zu tun haben? Laut Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung: ja!

Durch den Systemwechsel von der ehemaligen Zentralverwaltungswirtschaft zur sozialen Marktwirtschaft, der nach der Wende in der DDR stattfand, wurden die ehemals enteigneten Betriebe wieder ans Volk verkauft. Jedoch hatte in Ostdeutschland kaum ein Bürger Vermögen und deswegen konnten auch nur 5 % der Betriebe auch wieder an Ostdeutsche verkauft werden. Der Rest ging an Westdeutschland oder ins Ausland. So gehören auch zwei Drittel der Fläche von Ostdeutschen Großstädten mittlerweile dem Westen und somit auch ein Großteil unseres Wohnraums.

Montag, 27 Juni 2022 13:50

Strukturwandel alt und neu

Strukturwandel – alt

Das war es aber mit der Wende noch nicht, denn neben diesem immensen Besitzwechsel musste der ehemalige Bauernstaat nun auch 50 Jahre industrielle Entwicklung im Zeitraffer nachholen. Rund 50 % der Ostdeutschen arbeiteten 1989 noch in der Industrie, zwei Jahre später nur halb so viele. Auf dem Weg zur Dienstleistungsgesellschaft nahm man den Wegbruch ganzer Industrien und explodierende Arbeitslosenzahlen in Kauf, selbst heute hat man weniger Stellen als früher. Heißt aber nicht, dass man von nun an innovativ im Bereich von Forschung und Entwicklung tätig war, nach dem Ausverkauf durch die Unternehmen des Westens verlagerten diese nämlich nun ihre Produktion in den Osten.

Strukturwandel – neu

Selbst heute erlebt die Lausitz eine „neue“ Kehrtwende, weg von der Braunkohle, hin zu mehr Klimafreundlichkeit. Bis 2038 bleibt Zeit, um die Energiequelle, wegfallende Arbeitsplätze und verknüpfte Industrie zu ersetzen, ohne die Struktur der Region zu schwächen. Wäre da nicht …

Fehlende Präsenz

… „Idealerweise“ doch 2030 – ein Statement der Ampel-Koalition zum Kohleausstieg, welches in strukturschwachen Strukturwandelregionen viel bewirkt und zwar nichts Gutes. Einen langwierigen Prozess einfach mal um acht Jahre vorzuziehen, was das anrichten kann, ist Scholz, Baerbock, Lindner und Co. vielleicht noch nicht ganz bewusst. Von ihnen stammt aber auch keiner aus dem Osten. Im gesamten Kabinett sind nur zwei Personen im Osten verwurzelt, wobei allerdings eine schon seit 27 Jahren in Berlin lebt und die weitere aus Potsdam kommt, was schon weit von den Situationen der ländlichen Regionen entfernt ist.

Dies verdeutlicht ein weiteres Problem: Der Osten ist deutlich zu unterrepräsentiert. In Wirtschaft, Kultur, Politik, Verwaltung oder Militär werden nur 2 % der Führungspositionen durch Ostdeutsche besetzt, kein einziges der DAX30-Unternehmen hat seinen Stammsitz in Ostdeutschland, populäre Medien (ZDF, der Deutschlandfunk, die Mediengruppen RTL, ProSiebenSat.1 …) sind meist West-Produkte und 2018 ergab eine Zählung, dass auch unter den Top 50 Instagram-Influencern alle Wessis sind – eine deutliche Nachricht an die jüngere Generation.

Ostfrust in 27 Minuten erklärt Ostfrust in 27 Minuten erklärt – vom YouTuber „Der dunkle Parabelritter“

Fazit

Ja, wie in der Schule wollen wir alles nochmal zusammenfassen, auch damit jeder, dem das zu viel zum Lesen ist, doch noch etwas mitnehmen kann.

Trotz Wiedervereinigung darf man die Unterschiede zwischen Ost und West nicht vergessen. Sie sind tief verwurzelt und spiegeln sich dann letztendlich im unterschiedlichen Lohnniveau (Westen 1.000 € höher) oder demographischen Entwicklung (Osten so viele Einwohner, wie 1905 – der Westen dagegen doppelt so viele) wider und gerade diese schlägt weiterhin erbarmungslos zu. Der Osten wird immer älter und wenn junge Menschen erfahren, dass bis vor Kurzem jedes der neuen Bundesländer hinter dem einkommensschwächsten des Westens (dem Saarland) lag, sieht man dort höhere Chancen und der Osten verliert weitere kluge Köpfe.

Montag, 27 Juni 2022 13:49

Boom statt Doom der Lausitz

Das Ufer des Bergheider Sees in Lichterfeld steht sinnbildlich für den Lausitzer Wandel. Im Hintergrund thront die stillgelegte Abräumförderbrücke F 60, heute touristisches Ausflugsziel. Auf dem Wasser zieht das schwimmende Hightech-Haus vom Forschungsverbund Autartec ebenso viele Blicke auf sich. Foto: Andreas Franke Fotografie

Bisher haben wir noch nicht viel von der Ostlust vermitteln können und gerade die Lausitz kennt man wohl eher als altbackene Kohleregion. Oder durch den Energie Cottbus, der mal als Bundesligist gegen Bayern München gewann und sogar Angela Merkel zum Ehrenmitglied hatte, jetzt aber in fußballerischer Bedeutungslosigkeit versinkt. Doch die Situation scheint sich zu ändern.

Spannendste Region Europas

Eine der wichtigsten Aufgaben unserer Generation ist die Beantwortung der Klimafrage. Besonders in der fossil geprägten Lausitz besteht nun ein besonderer Transformationsdruck. Daraus bietet sich aber immer mehr die Chance, zu nicht weniger als einer Modellregion für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Wachstum zu werden. Die Tesla-Ansiedlung in Grünheide hat der Region bereits ein „Gütesiegel“ verliehen, zahlreiche weitere Unternehmen haben nachgelegt.

Money, Money, Money

Eine rosige Zukunft kann dir jedermann weiß machen, wir lassen lieber Zahlen sprechen. Satte 17,2 Milliarden Euro Strukturstärkungsmittel fließen in die Lausitz. Auch die Nähe zur Metropole Berlin zahlt sich aus, mit dem Vorteil, dass hier noch genügend Flächen vorhanden sind. Dafür werden schon jetzt Tausende Hektar Gewerbefläche an allen möglichen Standorten entwickelt. Wir stellen dir die wichtigsten Leuchtturm-Projekte vor.

Montag, 27 Juni 2022 13:45

Weichen für die Zukunft stellen

Zwei neue Instandhaltungshallen entstehen bis 2026 in Cottbus, in welchen ICE-Züge in voller Länge gewartet werden können. Foto: Deutsche Bahn AG, Oliver Lang

Im Mai ist er erfolgt – der Spatenstich zur ersten Halle von Europas modernstem Bahnwerk mitten in Cottbus. 1.200 neue Arbeitsplätze sollen hier in allen Qualifikationsstufen geschaffen werden. Der Personalhochlauf beginnt jetzt und wird im Jahr 2023 weiter hochgefahren. Das ICE-Instandhaltungswerk soll nach Angaben der Bahn auch Nummer Eins in Sachen Klimafreundlichkeit sein, womit es perfekt zum Hauptbahnhof passt, der ausschließlich durch Ökostrom betrieben wird. Vor zwei Jahren und mit 30 Millionen Euro wurde dieser modernisiert und schnappte sich als Krönchen 2021 die Auszeichnung zum Bahnhof des Jahres. Vom Bahnhofsberg aus bietet sich mittlerweile also der Blick auf ein Megaprojekt und wichtigen Motor der Region.

Aus ein mach zwei

Nicht nur auf ein Instandhaltungswerk, sondern auch auf die dazu passenden Zugstrecken darf sich die Lausitz freuen. Insgesamt 2,24 Mrd. Euro soll in Schienenprojekte fließen. Das zweite Gleis zwischen Cottbus-Lübbenau und eine stärkere Anbindung an die Millionenmetropole Berlin – die zukünftig per ICE in nur 45min von Cottbus aus erreichbar sein soll – alles infrastrukturelle Baumaßnahmen mit direkten Vorteilen für Pendler und zur Schaffung weiteren Entwicklungspotenzials für die Lausitz. Mehr Informationen unter:

www.db-neues-werk-cottbus.com 

Montag, 27 Juni 2022 13:42

Lausitzer Herzen schlagen höher

Blick auf die BASF-Baustelle: Hier entstehen ein Kathodenmaterialwerk und eine Recycling-Pilotanlage für Elektroauto-Batterien. Foto: BASF

Luftfahrt unter Strom

Vom Schienenverkehr heben wir ab in die Lüfte – denn rund ums Fliegen bietet die Lausitz international einzigartige Forschungsschwerpunkte. Nur ein interessantes Projekt ist da der Bau eines Hybrid-Triebwerkes für die Luftfahrt vom BTU-Lehrstuhl Leistungselektronik und Antriebssysteme. Hier soll in Zusammenarbeit mit Rolls-Royce bis Ende 2023 ein hybrid-elektrischer Flugdemonstrator entstehen, der Erkenntnisse für eine weniger kerosinlastige Luftfahrt liefern soll. Weitere neue Forschergruppen wie z.B. das DLR-Institut für hybridelektrisches Fliegen befinden sich gerade im Aufschwung und starten auf der gleichen Bahn.

Energiegeladen – wortwörtlich

Elektrisiert geht's schon heute auf die Straße. Teslas Ansiedlung in Grünheide hat hohe Wellen geschlagen. Von dem Örtchen hatten viele vielleicht noch nichts gehört und in der Lausitz liegt er ebenfalls nicht, weckt aber trotzdem Erwartungen? Tatsächlich, denn als Unternehmen mit internationaler Ausstrahlung verleiht ein Standort in Brandenburg quasi ein „Gütesiegel“, dass die Attraktivität für weitere Investoren deutlich steigert. Immerhin hätte sich Elon Musk auch jede andere Region in Europa für sein europäisches Werk aussuchen können. Greta Thunberg likes that!

Globalisierung wird regional

Die Ansiedlung von Tesla hatte eine Investitionswelle im Bereich der Batterieproduktion zur Folge. Mit BASF haben wir schon seit Jahren in Schwarzheide einen Profi auf diesem Gebiet. Genau dieser Standort konnte sich 2020 in einem konzerninternen Wettbewerb durchsetzen und erhält eine Millionen-Investition für eine Batterieteile-Fertigung. Dazu kommen neue Ansiedlungen von Rock Tech Lithium in Guben, Altech Industries im Industriepark Schwarze Pumpe und Microvast in Ludwigsfelde, sodass von der Rohstoffaufbereitung des Lithiums bis zur Wiederaufbereitung alles in der Lausitz verortet ist. Das ist einzigartig in Deutschland! Mit der Elektromobilität kann hier also auch ein ganz neues Kapitel der Nachhaltigkeit geschrieben werden.

Das Herz der Lausitz

Brandenburgweit einzigartig wird das nächste Leuchtturmprojekt sein. Laut eigenen Angaben ist das Carl-Thiem-Klinikum mit 3.000 Mitarbeitern und Auszubildenden der größte Arbeitgeber in Cottbus und behandelt mit jährlich 100.000 Patienten etwa genauso viele Leute, wie die Stadt Einwohner hat. Und auch das nebenan liegende Sana-Herzzentrum wurde 2021 zum zweiten Jahr in Folge vom F.A.Z.-Institut zur Nummer Eins der Herzchirurgie gewählt. Im Bereich Gesundheit kann man sich also schon heute auf regionales Know-how verlassen. Was liegt da näher, als dieses künftig auszubauen? Tatsächlich: Das CTK soll ein Universitätsklinikum werden, ein digitales Lehrkrankenhaus, welches die nächste Generation von Lebensrettern im Kittel ausbildet. Bis 2029 entstehen damit bis zu 4.000 neue Arbeitsplätze und ein Campus für 1.800 Studierende. Schon 2024 soll ein Zentrum für Medizintechnologie den Betrieb aufnehmen, wo sich von Start-ups bis zu überregionalen Unternehmen auf 1.200 Quadratmetern neue Büros und Labore ansiedeln. Doch nicht nur hier, der iCampus von Fraunhofer, das Lausitzer Zentrum für künstliche Intelligenz, der BioTec-Health Campus Senftenberg der BTU – Bund und Land investieren deutlich mehr als eine Milliarde Euro in die Forschung der Bereich Medizin- und Biotechnologie, was uns näher zum Status „Modellregion Gesundheit Lausitz“ bringt.

Hoch hinaus – mit und in der Lausitz

Womit wir beim Studieren wären. Wenn’s um die Studienentscheidung geht, denken die meisten erstmal an große Namen wie Berlin, Hamburg und München. In dem Alter klingt die Großstadt verlockend, doch mit der BTU Cottbus-Senftenberg und der Hochschule Zittau-Görlitz gibt es regional zwei, wortwörtlich, näherliegende Optionen. Das beweist auch eine Analyse der Bewertungen von studycheck.de – fürs qualitative Studieren muss man sich nicht die horrenden Preise der Metropolen antun. Mit dem Medizinstudium oder immer wieder neu entstehenden Fachrichtungen wie dem erwähnten Hybridelektrischen Fliegen wird auch die Auswahl an Studienfächern attraktiver.

Der unbekannte Forschungsriese

Für einen weiteren Leuchtturm der Strukturentwicklung läuft aktuell das Auswahlverfahren: das Großforschungszentrum auf sächsischer Seite. Der Bund greift dafür tief in den Geldbeutel: Für die Aufbauphase sind 1,2 Milliarden Euro vorgesehen, anschließend eine langfristige Förderung von 170 Millionen Euro jährlich. In einem Auswahlverfahren wird derzeit ermittelt, ob es ein Forschungszentrum für Astrophysik, nachhaltige Architektur oder Weltraumressourcennutzung wird.

Freitag, 24 Juni 2022 15:57

Tolle Aussicht statt Sehnsucht

Das Lausitzer Seenland aus der Vogelperspektive – schon heute lebt man hier in einer Urlaubsregion. Foto: Peter Radke

Urlaub vor der Haustür
Was Sachsen und Brandenburg gemein haben, ist das Urlaubsfeeling vor der Haustür. Einen Karibikstrand inklusive Kokosnüsse findet man in der Lausitz zwar nicht, aber als paradiesisches Nebenprodukt der Strukturentwicklung hat sich hier Europas größtes künstliches Wasserrevier mit mehr als 20 Seen entwickelt. Nicht umsonst hat man sich den Namen „Lausitzer Seenland“ verdient, die Flöze des Spreewalds sind auch nur einen Katzensprung entfernt und Studis am BTU-Campus in Senftenberg sind mit 5 Minuten per Rad schon an der Hafenkante – die Erholung kommt hier also nicht zu kurz. Davon können westdeutsche Bürger:innen nur träumen.

Nicht die, sondern der Ostsee
Im Cottbuser Nordosten entsteht mit dem größten künstlichen See Deutschlands bis 2030 ein weiteres Postkartenidyll – der Cottbuser Ostsee. Mit einer guten Anbindung steigern Sport- und Freizeitangebote die Lebensqualität des Raumes und auch die Wissenschaft kommt mal wieder nicht zu kurz. Schon heute ist es BTU-Alumnis möglich, an der Gestaltung mitzuwirken und auch die LEAG mischt mit. Auf dem See soll Deutschlands größte schwimmende PV-Anlage entstehen, was dem Ganzen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal verleiht und sich so perfekt in die Strukturentwicklung eingliedert.

Die Folge: Die Lausitz wächst
98.683 – so viele Einwohner zählt laut Wikipedia die Stadt Cottbus. Somit hat man mittlerweile die „Großstadt-Marke“ der 100.000 unterschritten und Prognosen sagten ein weiteres Absinken auf lediglich 85.000 voraus. Doch die Milliardeninvestitionen der Strukturstärkung bleiben nicht ohne Spuren. Projekte, wie das neue Bahnwerk, Uniklinik, ... zeigen ihre Wirkung und mittlerweile kann man den erwarteten Bevölkerungsrückgang stattdessen oben aufrechnen und wieder Brandenburgs zweite Großstadt werden.

S. 9 Bevölkerungsentwicklung Cottbus

Quelle: Bevökerungsprognose der Stadt Cottbus 2018-2040, Dr. Lebhardt

In anderen Lausitzer Region ist es schwieriger, die künftigen Einwohnerzahlen abzuschätzen. Hier kommt es am Ende natürlich auf jeden einzelnen (jungen) Menschen an, der sich für eine Zukunft in unserer Gegend entscheidet.

Im Osten geht die Sonne auf
Wohlgemerkt wurden alle aufgezählten Leuchttürme allein in den vergangenen fünf Jahren angekündigt bzw. nehmen seitdem Fahrt auf. Die Strukturmittel sind jedoch noch nicht erschöpft und Jahr für Jahr kommen neue Projekte, Ansiedlungen und Investitionen dazu. Sie alle bilden Mosaiksteine einer neuen Lausitz – einer mit Boom statt Doom, einer mit Klimakompetenz statt Kohle, einer mit Kohle in der Tasche statt unter der Erde. Nun gilt es, die eigene Chance in dieser dynamischen Entwicklung zu erkennen – und mit Ostlust statt -frust voranzugehen!

Freitag, 24 Juni 2022 15:56

Junge Lausitz: In der Lausitz geht was!

Wollen in der Lausitz was bewegen – Jannis, Laura und Justus sind Gründer und Vorstände der Jungen Lausitz. Laura Schieritz schreibt künftig für jede lauter-Ausgabe eine Kolumne. 

Weißt du schon, wie es für dich nach dem Schulabschluss weitergeht? Gar keine so einfache Frage. Für viele junge Menschen in der Lausitz ist aber zumindest klar, dass sie nach der Schule erst einmal rauswollen aus der Region. Studium in Cottbus? Nee – ich will nach Berlin, Dresden oder Leipzig.

Genau das ist wirklich schade. Verstehe mich nicht falsch – es ist legitim und vermutlich auch richtig, die eigene Heimat zumindest temporär zu verlassen, um neue Erfahrungen zu machen und selbstständig zu werden. Aber der Drang wegzuwollen, ist bei den jungen Menschen aus unserer Region besonders groß. Andersherum gibt es nur wenige Auswärtige, die sich aktiv für eine Ausbildung in Cottbus und Umgebung entscheiden.

Wie schaffen wir es, dass auch die Lausitz zum Sehnsuchtsort für junge Menschen wird? Aktuell erleben wir eine gegenläufige Entwicklung. Laut dem LausitzMonitor kann sich jede und jeder Zweite zwischen 18 und 29 Jahren vorstellen, die Lausitz innerhalb der nächsten zwei Jahre zu verlassen. Für die Region ist das ein Alarmsignal. Denn die große Herausforderung des Strukturwandels wird nur gelingen, wenn junge Menschen diesen mitgestalten – mit ihren Ideen, aber auch als Teil der neuen Identität der Region.

Deshalb haben wir das Netzwerk Junge Lausitz gegründet. Wir bringen junge Lausitzer:innen zusammen, die Bock haben, in ihrer Heimatregion etwas zu bewegen. Die vielen geplanten Ansiedlungen von Forschungseinrichtungen oder der Unimedizin eröffnen für junge Menschen viele neue Perspektiven in der Region. Spannende Ausbildungsmöglichkeiten, innovative Berufsfelder und ein attraktives Wohnumfeld mit viel Natur und günstigen Mieten – die Lausitz wird in Zukunft alles haben, was sich Azubis, Studierende, Berufseinsteiger und junge Familien wünschen. Aber da geht noch mehr: Die Strukturwandelprojekte müssen gemeinsam mit der jungen Generation entwickelt werden. Wie wir lernen, leben und arbeiten wollen, wissen wir am besten.

Aber die Lausitz hat noch ein weiteres Problem – ein Image-Problem. Leider dominieren Negativschlagzeilen die öffentliche Berichterstattung über die Region. Wenn du in Verbindung mit Cottbus und der Lausitz nur von rechten Demos, Arbeitslosigkeit und anderen Problemen hörst, dann entsteht wenig Sehnsucht, gerade hier die eigene Zukunft aufzubauen.

Als Junge Lausitz wollen wir genau diese beiden Herausforderungen anpacken: Wir wollen die Lausitz für junge Menschen zum Sehnsuchtsort machen und dem negativen Image positive Erzählungen entgegensetzen. Dazu erarbeiten wir einen Perspektivplan mit neuen und jungen Vorschlägen für die Lausitz. Zudem wollen wir unsere Geschichten erzählen und den jungen Menschen in ganz Deutschland zeigen, was die Lausitz besonders und lebenswert macht. Dazu konzipieren wir eine Imagekampagne von jungen Lausitzerinnen und Lausitzern für junge Menschen in Berlin, Leipzig und Dresden. Wir wollen ihnen zeigen: In der Lausitz geht was!

Das klingt spannend? Wir freuen uns, wenn auch du dabei bist. Schreibe uns auf Instagram oder über unsere Website und werde Teil der Jungen Lausitz. Gemeinsam stehen wir für Aufbruch statt Frust in der Lausitz.

Instagram: @jungelausitz
www.junge-lausitz.de 

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