joko

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Dienstag, 20 Juni 2023 17:32

lauter.leute: Nepo

Echter Name: Felix Nepomuk Wuttge
Geburtsdatum: 16.01.1999
Geburtsort: Forst
Beruf: Student
Hobbies: DJing, Producing,
Lieblingsort: Bettchen
Lieblingsgetränk an der Bar: Mango Sekt
Lieblingsmusik im Club: Minimal Techno
Lieblingsmusik zum Chillen: Downtempo
Letzter Song auf Spotify: Livin’ la Viva loca - Ricki Martin

Felix aka. Nepo über seine steile DJ-Laufbahn mitsamt erstem Gig im Sisyphos Berlin

Wir starten mit einem Rückblick: Hättest du vor zwei Jahren gedacht, dass du im Frühjahr 2023 mal einen Gig im Sisyphos haben würdest?

Hey ihr Lieben und vielen Dank für die Einladung!
Da hätte ich niemals mit gerechnet, ehrlich gesagt hätte ich das auch zwei Wochen vor dem Gig noch nicht für möglich gehalten. Umso größer war dann natürlich die Freude bei der Anfrage.

Beschreibe das Sisyphos mit drei Eindrücken: einem Geruch, einem Geschmack und einem Gefühl.

Oha, sehr interessante Frage haha. Beim Betreten empfängt dich ein Duft aus dem rauchigen Holz der Feuerschalen, irgendwie ein Mix aus Natur und Abenteuer. Wie es auf den Floors riecht, kann jeder für sich selbst erfahren.
Geschmacklich ist das Sisy genauso vielseitig wie seine Besucherinnen und Musikstile. Da ist von lieblichem Hopfen bis zum Pizzaofen alles dabei.
Noch ein kleiner Auszug meiner Gefühlswelt: Euphorie, Lebensfreude und Leichtigkeit.

Was macht deinen Sound aus, damit du an einem langen Sisyphos-Wochenende unter 30 DJs hervorstichst?

Sich selbst zu beschreiben, ist irgendwie komisch. Ich spiele seit Beginn meines DJ-Daseins einen sehr ähnlichen Sound. Progressive, zum Teil harte und wummernde Passagen gemixt mit euphorischen Melodien und treibenden Basslines. Ich will mich keinem Genre unterordnen und spiele jedes Set relativ verschieden, je nach Party und Umgebung.

Welchen Tipp würdest du deinem früheren Ich in 2021 gern geben?

„Mach dein Studium doch einfach fertig“ haha. Da immer noch so viele Möglichkeiten offen sind, und ich noch relativ frisch in der Szene bin, muss ich dem aktuellen „Ich“ auch noch viele Tipps geben. Niemals den Spaß verlieren, Motivation beibehalten und freundlich sein, dann wird das schon.

Wer außer dir sollte unbedingt mal im Sisyphos auflegen?

Soundtechnisch sehe ich meinen Cottbuser Homie Michel („Melaune“), der mittlerweile in Leipzig lebt, ganz weit oben in der Liste.

Nachdem du das Sisyphos abgehakt hast, welche Clubs stehen auf deiner Bucket List?

Diese Aufzählung könnte bestimmt eine Seite füllen. In Berlin gibt es noch ein paar prächtige Locations (Ritter Butzke, Kater Blau, Kit Kat, Watergate und und und …) – aber alles zu seiner Zeit. :)
Sonst wären da noch: Südpol Hamburg, Station Endlos Halle, Die Rakete Nürnberg & zahlreiche Festivals.

An welchen Gig aus deiner Anfangszeit 2021 denkst du am liebsten zurück und warum?

Am liebsten denke ich an das Landflucht Festival bei Cottbus zurück, das war der erste größere Festival-Auftritt und ich weiß noch, wie aufgeregt ich damals war. Außerdem habe ich dort zum ersten Mal auf einem ordentlichen Soundsystem spielen dürfen.

In welchem Cottbuser Club fühlst du dich am meisten zuhause und warum?

Das lässt sich schnell beantworten: SCANDALE. In der alten Location haben wir unsere ersten Clubpartys erlebt und die Liebe zur elektronischen Musik entdeckt. Man kennt das Team durch die gemeinsame Zeit in Cottbus und ich freue mich jedes Mal, dort zu spielen.

Du hast Cottbus für dein Studium nach Erfurt verlassen. Was könnte dich dazu bewegen, zurückzukehren?

Zurzeit nur meine Freunde und Familie. Ich bin sehr glücklich in Erfurt und es gibt noch soo viel zu sehen auf dieser schönen Welt. Aber wer weiß, was die Zeit mit sich bringt :)

Wenn du nicht gerade auf einer Party bist, wo verbringst du am liebsten einen Abend in Cottbus?

Bei Willi im „Karlis Konsumlokal“. Da verbringe ich wohl die meiste Zeit, wenn ich in Cottbus bin. Aber ansonsten bin ich überall, wo meine Freunde auch sind. An dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön für den ganzen Support, Beistand bei allen Gigs und die wundervolle Zeit mich euch. Auf ganz viele weitere Jahre!

Instagram: nepomusik
Soundcloud: nepomusik

Dienstag, 20 Juni 2023 17:29

lauter.partypeople: Richard Ullrich

Name: Richard Ullrich (26)
Geburtsort: Frankfurt/Oder
Beruf: Veranstaltungskaufmann, DJ & Producer
Partyreihen: Kulturveranstaltungen mit dem Fokus auf elektronischer Musik, z.B. Kymatik
Clubs: Open-Air-Gelände und geeignete Clubs in Berlin/Brandenburg (z.B. Scandale, Chekov, Fiese Remise, Void)
Veranstalter seit: 2018 
Lieblingsmusik im Club: Techno 
Lieblingsmusik zu Hause: Querbeet – von Rock bis Elektro bin ich vielseitig fasziniert von guter Musik
 
Welche Erwartungen hast du an eine Party, wenn du sie als Gast besuchst? 
 
Für mich spielen die Auswahl der Acts und der Sound im Club eine sehr große Rolle. Die Party sollte nicht den Eindruck erwecken, dass damit nur Einnahmen generiert werden sollen, sondern dass das Team und der Club mit Leidenschaft dabei sind. Allerdings müssen viele Faktoren gut zusammenspielen, damit am Ende alle zufrieden nachhause gehen können. 
 
Was zeichnet deine Veranstaltungen aus?
 
Natürlich wie schon erwähnt, ist mir bzw. uns der Sound sehr wichtig und dem werden wir auch mit qualitativen Acts und unseren eigenen Tontechnikern gerecht. Bei jeder Veranstaltung möchten wir etwas Neues erschaffen und machen uns schon Monate oder Wochen vor der Veranstaltung Gedanken, wie wir der jeweiligen Location einen ganz persönlichen Touch geben können. Wir stimmen Lichtkonzepte mit dem Club ab und bauen unsere eigene Deko für jede Veranstaltung.
 
Was war der emotionalste Moment, den du auf einem deiner Events bisher erleben durftest?
 
Bei unserer ersten Veranstaltung in Cottbus sind wir ein hohes Risiko eingegangen, weil niemand uns in der Stadt kannte. Da wir Locations am liebsten immer als leere Veranstaltungsfläche mieten, war das mit sehr viel Arbeit verbunden. Dass wir dann aber zwei Stunden nach Beginn der Veranstaltung keine Leute mehr reinlassen konnten, sagte mir: „Alles richtig gemacht!“. Der Moment, am frühen Morgen mit dem Team im leeren und zerfeierten Club zu sitzen und die letzten Tage Revue passieren zu lassen, ist jedes Mal sehr motivierend.
 
Die Lausitz steckt in der Strukturentwicklung. Wie, glaubst du, wird sich das Publikum in den nächsten Jahren dadurch verändern?
 
Wir hoffen, dass der Strukturwandel einen Zuzug für Menschen von außerhalb attraktiv macht, sodass neuer Schwung in die Region kommt und wir neue Gäste auf unseren Veranstaltungen begrüßen dürfen.
 
Welche Erleichterungen beim Veranstalten wünscht du dir von der Politik?
 
Natürlich wünsche ich mir mehr Unterstützung, gerade für die Durchführung von Open-Air-Veranstaltungen – oder zumindest, dass einem weniger Steine in den Weg gelegt werden. Leider musste ich schon die Planung für einige sehr tolle Projekte niederlegen, da es die Genehmigungen oder die Kosten dafür einfach nicht zugelassen haben, eben diese Projekte durchzuführen.
 
Next Dates:
 
08.07.: Secret Open Air (Location gibt es nach Anmeldung auf der Homepage)
 
16.09.: Kymatik x Knock Knock Berlin (Void Berlin)
 
20.10.: Kymatik x Adroit 
(Scandale Cottbus)
 
11.11.: Kymatik goes Chekov III (Chekov Cottbus)
 
Facebook: Kymatikfestival
Instagram: kymatik_
soundcloud: kymatik-records
Dienstag, 20 Juni 2023 17:21

Mit Remmidemmi in den Sommer

Deichkind zählt zu den bekanntesten deutschen Bands überhaupt und spielte sich mit Hits wie „Remmidemmi“ auf die Festivalbühnen, Radiofrequenzen und Playlisten mehrerer Generationen. Zehntausende Fans bei einem Deichkind-Konzert oder bei einer Festivalshow sind keine Seltenheit. Beim Laut Gegen Nazis Campus Open-Air in Cottbus kommen etwa 5000 Gäste zu diesem Vergnügen – und das bei freiem Eintritt. Wir sprachen anlässlich dieses Konzerts mit Porky, Rapper und Songtext-Schreiber von Deichkind.

Wenn du „Cottbus“ hörst, woran denkst du zuerst?

Ich war als Kind in Cottbus zu Besuch. Wir hatten Verwandtschaft in Cottbus und in Erfurt. Ich erinnere mich, dass mein Bruder sich bei einem Besuch den Arm gebrochen hatte. Mein Onkel Rolf war Arzt und hat ihm zu Hause den Arm eingegipst, weil er nicht wollte, dass die Krankenhausleitung weiß, dass er Westbesuch hat. Das muss so in etwa 1982 gewesen sein.

Auf dem Laut Gegen Nazis werdet ihr vor einigen Tausend Menschen auftreten. Welches Konzert war euer bisher größtes?

Da gibt es unterschiedliche Kategorien: Festival oder eigene Show. Ich würde sagen 80.000 auf einem Festival Samstagnacht. Und 30.000 bei einer Solo-Show, also nur wir. Wir haben auch mal vor 1 Million Menschen gespielt auf der Love-Parade. Aber das haben dann auch nicht alle mitgekriegt.

Wenn du einen Dresscode für euer Konzert beim Laut Gegen Nazis vorgeben dürftest, wie würde der lauten?

An dieser Stelle würde ich gerne auf den neuen Deichkind-Merch-Katalog hinweisen. ;-)

Was war das verrückteste Geschehnis, das ihr bisher während eines Konzerts von euch im Publikum beobachten konntet?

Unsere Bierduschen und ein Rollstuhl-Fahrer, der über die Menschen getragen wurde.

Unser Magazin „lauter“ erreicht Leute von 16 bis 35 Jahren. Inwiefern legt ihr Wert darauf, mit eurer Musik mehreren Generationen gerecht zu werden?

Das hat sich toll entwickelt! Uns ist es nie wichtig gewesen und mittlerweile kommen 6- bis 60-Jährige zu unseren Shows. Das ist einfach sweet.

Eure Texte strotzen vor Wortspielen und sparen nicht mit dicht gepackten Inhalten sowie Systemkritik. Welche Rituale habt ihr, um euch eure Texte einfallen zu lassen?

Naja, wir schmeißen alles zusammen. Ich sitz' auch an den Strophen der anderen und umgekehrt. Vielleicht ist es unser Ritual, das Ego draußen zu lassen.

Wärst du nicht Musiker geworden, welcher wäre dein nächster Berufswunsch gewesen?

Vielleicht wäre ich zur See gefahren? Irgendwie ruft mich das Meer.

Welche sind deine persönlichen Top-3-Songs eurer Historie?

Ich kann ja nicht für die anderen sprechen, aber ich finde diese am besten:

99 Bierkanister
Tausend Jahre Bier
Hauptsache Nichts Mit Menschen

Wir danken für das Interview.

Alle Infos zum Laut Gegen Nazis Campus Open Air am 30.06.2023, 17 Uhr auf dem BTU-Zentralcampus

Dienstag, 20 Juni 2023 17:13

Dein Kurzurlaub vor der Haustür

Food, Drinks, Partys: dein Sommer in der Strandpromenade im Cottbuser Zentrum

Manchmal liegt nur ein Aufstieg von wenigen Treppenstufen zwischen zwei völlig verschiedenen Welten. Wer schon einmal auf der Dachterrasse der Mauerstraße 7 in Cottbus war, weiß, was wir meinen. Dort begrüßt die Strandpromenade Cottbus alle, die aus dem Alltag einmal ausbrechen und für einige Stunden Urlaubsfeeling genießen wollen.

1.700 m² Sommerfeeling

Einmal erklommen, eröffnet sich dir hier ein Paradies unter Palmen. Verschiedene Areas auf 1.700 Quadratmetern Rooftop warten darauf, von dir erkundet zu werden. Zieh‘ deine Schuhe aus, lass‘ dich auf einem Liegestuhl nieder, lausche dem Wasserfall und spüre den Vibe des Mittelmeeres.

Grüße aus Spanien, Italien und Portugal

Zu einem Kurzurlaub gehört natürlich auch gutes Essen. Dafür sorgt die Küchenchefin Andrea Hegemer in ihrer Schauküche. Sie bereitet Speisen zu, wie man sie aus Spanien, Italien oder Portugal kennt – angefangen bei Strand-Bowls über frische Pizza-Variationen und Tapas bis hin zu Bifana-Sandwiches, Hähnchen al Limone oder verschiedenen Fischgerichten. Natürlich kommen auch vegetarische Gäste auf ihre Kosten, und wer es süß mag, freut sich über sonnige Desserts wie ein Blaubeer-Cheesecake oder eine Crema Catalana.

Drinks von frisch bis frech

Auch die Drinks schmecken nach Sommer: Ob selbstgemachte Eistees, Crunchy oder Frozen Cocktails, Spritz-Getränke, Gin-Variationen … frisch zubereitet und liebevoll dekoriert lassen sie jeden Alltagsstress vergessen. Auch Vodka-, Rum-, Tequila- oder Weinliebhaber erwartet eine umfangreiche Auswahl, die Longdrink- und Cocktailkarte scheint schier grenzenlos zu sein.

Der Kurzurlaub für alle Fälle

Veranstaltungen für alle Geschmäcker machen den Urlaubs-ausflug auf die Dächer der Stadt perfekt. Im Laufe des Sommers finden sowohl Musik-Open-Airs als auch kulinarische Veranstaltungen statt. Auch für eigene Anlässe eignet sich die Location perfekt. Auf der Strandpromenade fanden bereits Firmenevents, Geburtstage, Hochzeiten und vieles mehr statt. Vielleicht eine Idee für deinen Chef oder deine Chefin? Ob allein, zu zweit, im Freundeskreis oder mit einer großen Truppe: Der Aufstieg lohnt sich!

Strandpromenade Cottbus
Mauerstraße 7, 03046 Cottbus
FB: strandpromenadecottbus
Insta: strandpromenade.almhuette
www.strandpromenade-almhuette.de 

Montag, 19 Juni 2023 17:38

Tradition bewahren und fortführen

Sarah Gwiszcz ist eine Modekünstlerin aus Lübben, die mit ihrem Modelabel „Wurlawy“ ihre Leidenschaft für sorbisch-inspirierte Kleider auslebt. Auf diese Idee kam sie während des Studiums, als sie die Aufgabe erhielt, Mode für junge Sorben zu entwickeln. Daraus erwuchs Wurlawy, was so viel wie „Junge Spreewaldfrauen“ bedeutet. Wurlawy-Mode sieht man heute im Alltag, aber auch auf Trachtenfesten oder Hochzeiten. Wir interviewten Sarah über den Wandel sorbisch/wendischer Traditionen.

Wann und wie war dein erster Kontakt mit sorbisch/wendischen Traditionen?

Ich wurde in Lübben geboren, bin in einem Dorf bei Lübbenau aufgewachsen und in Lübbenau zur Schule gegangen. Da war ich schon im Kindergarten zampern und durfte zur Vogelhochzeit die Braut sein. Das Osterfeuer und das Osterreiten sind ebenfalls Bräuche, die bei uns im Dorf fester Bestandteil sind – die Tracht jedoch nicht mehr. Da diese bei uns im Dorf ausgestorben war, wurden bei uns die traditionellen Fastnachtsumzüge mit anschließendem Tanz in Abend- bzw. Festbekleidung durchgeführt.

Wie kommen deine Kleider auf sorbisch/wendischen Festen bei den traditionellen Trachtenträgerinnen an?

Mir fällt dazu das Deutsche Trachtenfest in Lübben 2019 ein. Ich hatte zum Spaß mit Leuten, die meine Sachen trugen, machte Selfies und musste dafür nicht viele Meter am Stück gehen. Bei den vielen traditionellen Trachtenträgerinnen dort erfuhr meine Mode keine Ablehnung, im Gegenteil! Viele meiner Kundinnen sind zugleich Trachtenträgerinnen und tragen der Einfachheit halber gerne meine Sachen im Alltag. Meine Mode erinnert sie an ihre Wurzeln und ist zugleich modern, tragbar und pflegeleicht. Bei den Damen, die meine Mode nicht tragen, ist es oft eine traditionelle Einstellungssache, heißt aber nicht zugleich, dass sie meine Entwürfe nicht schön finden.

Glaubst du, dass Tradition wandelbar ist?

Mit Sicherheit. Die Grundstrukturen bleiben, wie man es in verschiedenen Dörfern sieht. Aber viele andere Dinge ändern sich. Schon allein durch die demografische Entwicklung bei uns in Brandenburg. Bei uns und auch in einigen anderen Dörfern fehlten irgendwann die Jugendlichen. Da wurden die Fastnachtsbräuche aufgeweicht von Männer- und Jugendfastnacht zu einer gemeinsamen Fastnacht, bei der von Jung bis Alt alle dabei sind. Das macht es für mich auch irgendwie familiärer. Und bei der Tracht sehe ich den Wandel in den Materialien. Eine Tracht muss nicht mehr wie vor hundert Jahren schwer sein. Inzwischen ist die Textilindustrie ganz anders aufgestellt. Wollstoffe sind viel leichter und Stickereien können problemlos maschinell hergestellt werden. Die Details erkennt man nur noch von Nahem und natürlich mit einem fachkundigen Auge.

Die Lausitz benötigt für einen gelingenden Strukturwandel auch einen Imagewandel. Welche Rolle kann das Sorbentum dabei spielen?

Das, was es immer schon tut: Tradition bewahren und fortführen. Dass es auch da ständig Bewegung gibt und auch schon immer gab, kommt uns heute nur schneller vor, weil durch die heute Vernetzung und Globalisierung, sich diese viel schneller und deutlicher abzeichnet. Einen Imagewandel wird es später ohnehin geben, weil wir uns auf andere Dinge konzentrieren werden, als beispielsweise 40 Jahre zuvor. Für viele wird es sicherlich erstmal unsichere Zeiten geben. Ich bedaure das, aber glaube auch, dass da Chancen warten, die genutzt werden wollen. Ich hoffe für alle Lausitzer, dass sie die Kraft haben, immer positiv nach vorn zu schauen und Halt in ihren Traditionen und Wurzeln finden, sowie in dem Zusammenhalt, den uns unsere Gemeinschaften immer noch bieten.

Wurlawy – Spreewaldfashion
Ehm-Welk-Str. 27, Lübbenau
Instagram: @wurlawy
www.wurlawy.de 

Montag, 19 Juni 2023 17:30

Ein Denkmal zum Mitgestalten

Foto: derzeko

Welch ein kulturelles Mekka am Cottbuser Spreewaldbahnhof in den vergangenen Jahren entstanden ist, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben: Der Bunte Bahnhof lädt hier mitsamt Club Scandale und Open-air-Bar Prima Wetter genauso zum Verweilen ein, wie die Galerie Brandenburg und das Cottbuser Antiquariat. Doch blickt man auf die andere Seite der Gleise, auf Höhe der Endhaltestelle „Jessener Straße“, dann entdeckt man schon den nächsten Kultur-Hotspot: die alten Cottbuser Kornspeicher. Das Besondere hier: Einer der beiden Speicher gelang in den Besitz vom gemeinnützen Speicherrat e.V., wurde von ihnen für die Öffentlichkeit erschlossen und darf künftig von allen Interessierten mitentwickelt werden.

6 Etagen, 5.500 m² Grundstück

Die beiden sechsgeschossigen Speicher wurden in der NS-Zeit errichtet, um die Lebensmittelversorgung des Heeres sicherzustellen. Ab 1990 waren die Gebäude nicht mehr in Nutzung. Heute könnte dem Areal in Anbetracht des Ausbaus des Cottbuser Bahnwerks eine spannende Rolle als kulturelle Insel zukommen. Bei den beiden Speichergebäuden handelt es sich um ein Zwillingspärchen, das sich nur durch die Graffitis unterscheidet. Der westliche von beiden wird vom Speicherrat e.V. bewirtschaftet. Sechs Etagen mit je 740 Quadratmetern Grundfläche sowie ein umliegendes, 5.500 Quadratmeter großes Grundstück bieten viel Raum für Ideen.

Vom Musikvideodreh bis zur Open-Air-Party

Der Zweck des Speicherrat e.V. besteht darin, die Flächen in und außerhalb des Speichers für nachhaltige Ideen, ganzheitliche Lebensmodelle sowie Kunst und Kultur nutzbar zu machen. Konkret zeigte sich das 2022 beim „SommerNachtRaum“ (einer Open-Air-Kunstausstellung), beim Open-Air zu 5 Jahren Urknall (Psytrance-Musik) und dem ein oder anderen Grillerchen. Außerdem fand am Speicher ein Musikvideodreh für Tankataka, das Fahrradkonzert der Stadt Cottbus, das PlanerInnen-Treffen und ein Training der Rettungshundestaffel des Landkreises Spree-Neiße einen Platz. Der Rückblick zeigt: Die Möglichkeiten auf dem Gelände sind vielseitig und für jedermann offen. Vom 23. bis 25. Juni ist erneut das Event „SommerNachtRaum“ geplant.

Mitmachen?

Der Speicherrat trifft sich in unregelmäßigen Abständen, zumeist mittwochs um 17:45 Uhr. Kontakt zum Verein erhältst du über die E-Mail-Adresse am Ende des Beitrags – es lohnt sich eine Anfrage vor dem Aufsuchen eines Treffens. Zum Speicher navigieren kannst du, indem du „Alter Speicher Cottbus“ bei Google Maps eingibst. Weitere Infos und optische Eindrücke erhältst du im Web und auf Instagram.

Speicherrat e.V.
Betreibender Verein vom Kornspeicher in Cottbus
Sachsendorfer Straße 46, 03048 Cottbus
Google Maps: „Alter Speicher
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Instagram: speicherratcottbus
www.speicherkultur.org 

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Montag, 19 Juni 2023 17:19

Das Lauter-Fanvoting: Pop & Schlager

Foto: serazetdinov, istock

Diesmal mit Pop und Schlager! Welche Band hat die größte Fangemeinde in der Lausitz? In jeder lauter-Ausgabe nehmen wir uns ein Musikgenre vor und lassen dich für deine Lieblingskünstler:innen abstimmen. Mit dabei sind diesmal vier Lausitzer Sänger:innen aus Pop und Schlager. Sie überzeugen allesamt mit einer Menge Talent. Doch wer die meisten Probs bekommt, liegt in deiner Hand! Gib deine Stimme auf unserer Insta-Seite ab. Die Sieger erhalten ein Interview mit uns in der kommenden Ausgabe vom lauter-Magazin.

Voting-Start: 04.07. | Ende: 11.07.
Instagram: @lauter.de

Alexander Knappe

Aufgewachsen in einer Cottbuser Plattenbausiedlung hat es Alexander Knappe bis nach ganz oben, beziehungsweise mit vier Alben in die Charts geschafft. Und trotzdem hat er seine Wurzeln nicht vergessen. Ob es sein Hit „Weil ich wieder zu Hause bin” ist oder das „Liebe kennt keine Liga”-Open-Air im Stadion der Freundschaft, wo er früher selbst gekickt hat – dementsprechend emotional sind auch seine Songs.

Insta: @alexanderknappe
www.alexanderknappe.net

Jordan Hanson

Bekannt geworden dank seiner Rosenstolz-Covershow hat sich der ehemalige Cottbuser durch EDM- und Clubsongs längst einen eigenen Namen gemacht. So trifft man ihn deutschlandweit auf allerlei Stadtfesten an und mit Titeln wie „Frei sein” oder „Sei Mutig”, die sich gegen Schubladendenken richten, findet er besonders in der LGBTIQ*+-Community Anklang.

Insta: @jordanhansonmusic
www.jordanhanson.de

Play With Fire

Janina wuchs in Calau auf und legt zurzeit in Berlin den Grundstein für ihre Schauspielkarriere. Neben der Leidenschaft für das Performen vor der Kamera und auf Bühnen trägt sie auch die Musik im Herzen. Vier eigene Lieder brachte sie bereits auf Spotify hervor – gemeinsam haben diese eingängige Melodien, viel Gefühl und eine ausdrucksstarke Stimme.

Facebook: @playwithfire_._
Spotify: PlaywithFire

Sarah (Helene Fischer Double)

Ihre Leidenschaft zur Musik entdeckte die Cottbuserin schon früh und stand so bereits mit 15 Jahren auf der Bühne. Wenn sie „Herzbeben” oder „Nur mit dir“ sang – Hits von Helene Fischer – wurde sie bei ihren Auftritten immer wieder darauf angesprochen. Denn ihre Performance war der Schlager-Ikone ausgesprochen ähnlich, was sie darauf brachte, als Double aufzutreten und die Musik zum Beruf zu machen.

Instagram: @sarahfarinia
www.helene-fischer-double.party 

Montag, 19 Juni 2023 17:11

Partymachen mit einem Pastor

Dirk aka. Humbug bezeichnet sich selbst als Vagabund. Der mit 34 Jahren älteste Gewinner unseres Fanvotings bekam zahlreiche Stimmen aus seinen früheren Stuttgarter Kreisen. Nach kurzer Zeit in Großräschen zog er 2022 nach Cottbus. Das DJing und Mitwirken bei Partys sind dabei die Konstanten in seinem Leben – vom XXL-Gartenrave bis zur heiligen Messe hat er schon viel Undenkbares erlebt. Wir trafen ihn zum Interview in einem Wintergarten zentral in Cottbus und sprachen über Knutschereien auf dem Dancefloor, die schwäbische Polizei und Partys als das zweite Zuhause.

Seit wie vielen Jahren identifizierst du dich mit der Psy-Szene?

Ich bin 34 und war auf meiner ersten Goa-Party mit 17 Jahren – gewissermaßen ist Psytrance, und insbesondere Dark Psy, also mein halbes Leben ein Teil von mir. Mein Breakthrough-Erlebnis war das Ozora-Festival 2011 in Ungarn. Da stand ich mit meinem Sonnenhut und im sommerlichen Outfit nachts auf dem Floor bei dem Act Psykovsky, zu dem mir alle zuvor sagten: „Geh da nicht hin, der Typ ist verrückt!“. Nach Stunden des Tanzens kam ein Mädel auf mich zu und meinte: „Hi, du lächelst so schön“ – und knutschte mich ab. Das war der Moment, in dem Dark Psy angefangen hat, mir zu gefallen. :D

Was macht die Psytrance-Szene für dich so attraktiv, dass du seit 17 Jahren in ihr steckst?

Was mich von Anfang an fasziniert hat, war diese Offenheit allen gegenüber und dass du sofort so akzeptiert wirst, wie du bist. Wenn du in der Alltagsgesellschaft unterwegs bist, ist das anders – da misst du dich oft mit anderen. Durch die Psy-Szene konnte ich das vollständig ablegen. Über die Jahre fiel mir jedoch auf, dass sich das auf den spezielleren Psy-Partys wieder anders verhält. Dort gibt es manchmal Leute, die sich elitär fühlen, weil sie ausschließlich den aus ihrer Sicht krassesten Sound hören. Bei jeglichem anderem Sound haben sie dann keinen Spaß.
In den vergangenen Jahren ist das für mich immer extremer spürbar geworden. Früher war noch eher alles Eins. Mit der Fortentwicklung der Musik hat sich die Szene auseinanderbewegt. Manche fühlen sich dadurch „erfahrener“ und rutschen auf die Egoschiene.

Was könnte man aus deiner Sicht dagegen tun?

Ich hatte auch mal genauso eine Phase. Aber ich konnte mein Mind wieder öffnen und akzeptieren: Psy- Musik ist sehr vielfältig und facettenreich. Und so gibt es auch heute noch Leute, die sinnbildlich 24 Stunden auf dem Dancefloor stehen und von Progressive Trance über Psytrance bis hin zu Dark Psy und Hitech alles mitnehmen. Nicht umsonst gibt es Mixed-Floor-Konzepte mit Musik, die zur Tages- oder Nachtzeit passt. Viele Gäste mögen eine solche Abwechslung und rückblickend betrachtet ist auch diese Vielfalt etwas, was den Psy-Kosmos für mich ausmacht.

Was müsste eine Party bieten, damit du dich auf ihr heimisch fühlst?

Der Vibe von den Menschen muss passen. Es braucht eine satte Anlage, dank der man den Bass auch in der Magengrube spürt. Und mittlerweile mag ich es lieber, wenn die Party unter freiem Himmel stattfindet. Damit sind gute Grundvoraussetzungen geschaffen und ich kann schauen, was der Abend so bringt.
Darüber hinaus versuche ich immer, mir vorzunehmen, nicht mit einer bestimmten Erwartungshaltung an Partys heranzugehen. Als ich 2019 aus meiner früheren Heimat Stuttgart in die Lausitz kam und meine ersten Partys in Cottbus besuchte, nahm ich mir das vor und das hatte gut funktioniert – ich hatte schnell meinen Spaß.

In Stuttgart hattest du mit deiner Crew „Dark Enlightenment“ Partys veranstaltet. Was war die krasseste davon, von der du noch deinen Kindern erzählen möchtest?

Da gibt’s zwei. Nummer eins ist eine meiner „Stückle“-Partys – „Stückle“ nennt man in dieser Gegend ein Gartengrundstück. Meine vorigen Stückle-Partys wurden stets von der Polizei unterbrochen, weil meine Musikanlage immer bis in das Stadtgebiet schallte. Doch bei dieser einen machten wir es anders: Wir bauten ein 4-Punkt-Soundsystem auf, dank welchem die Musik auf den Mittelpunkt des Gartens ausgerichtet war. Wir stellten extra eine riesige Trasse auf und tüftelten den ganzen Tag am Sound.

Wir rechneten mit vielleicht 100 Gästen – letztendlich besuchten 400 Leute meinen Garten. Und, das Allerbeste war: Durch diese 4-Punkt-Anlage gelang es uns, den Sound nach außen so verschwimmen zu lassen, dass die Polizei immer um unseren Garten herumgefahren ist. Zusätzlich hatten wir die Grundstücksgrenzen mit Molton abgehangen, so konnten die uns nicht finden. Erst, als die Rentner ihre morgendlichen Spaziergänge machten und die ersten Nachbarn vorbeikamen, warfen wir unsere Gäste zufrieden vom Grundstück. Wenn ich in Stuttgart bin, werde ich noch heute gefragt, wann die nächste Party auf meinem Stückle ist. :D

Party Nummer zwei, an die ich immer gern zurückdenke, ist die „Masters of Puppets“-Pre-Party 2019 – eine Warm-up-Party für eines der bekanntesten Psychedelic-Festivals Europas. Unsere Location war die Chapel in Göppingen, eine originale Kirche mit bunten Kirchenfenstern und allem Drum und Dran. Als Headliner fragten wir passenderweise den bekannten Act „Pastor John“ aus Großbritannien an. Er war ganz angetan und verzichtete kurzerhand auf seine Gage, um einmal Pastor in einer Kirche zu sein. Zur heiligen Messe ballerte ich selbst als DJ am Sonntagmorgen um 8 Uhr Psycore. So etwas bleibt in Erinnerung.

Ein Garten und eine Kirche – nicht schlecht. Wenn du einen ganz eigenen Club eröffnen würdest, welche Besonderheiten würde dieser bieten?

In meinem Traumclub wäre zum einen immer ein Stand für Safer Use und Nightlife-Kompetenz vor Ort. Auf Awareness-Kompetenzen, um Leute zu beraten, aufzuklären und im Notfall Unterstützung zu leisten, lege ich viel Wert. Zum anderen würde ich versuchen, die Natur in den Club zu holen und die Atmosphäre organischer zu machen. Und wie? Da bin ich offen für Ideen. Ich dachte zum Beispiel an lebende Mooswände in Bilderrahmen, die kommen auch mit wenig Licht zurecht.

Würdest du deinen Traumclub eher in Cottbus oder in Stuttgart aufmachen?

Lieber in Cottbus. Weil ich glaube, dass es von der Mentalität der Stadtverwaltung her hier einfacher ist als in Stuttgart. Ich kann mir vorstellen, dass die Cottbuser Verwaltung das Nachtleben eher wertschätzt und darin auch Beschäftigungs- und Verwirklichungsmöglichkeiten für junge Menschen sieht. Dieses Gefühl habe ich in Stuttgart nicht – dort schloss gerade erst ersatzlos das ToY, eine Institution, so bekannt wie das U60311 in Frankfurt/Main.

Hast du – abseits von Clubs – schon einen Lieblingsort in der Lausitz für dich entdeckt?

Ich mag den Spreewald sehr. Vor kurzem war ich dort mit meiner Freundin Kahnfahren und genoss die Natur. Was mich auch geflasht hat, war die Lieberoser Heide. Es war wie in einer anderen Welt, ich fühlte mich wie in die Toskana geschmissen. Alles war sandig und roch nach Spanien. Landschaftlich hat die Lausitz im Allgemeinen für mich sehr viel zu bieten.

Facebook: DJHumbug

Hearthis.at: humbug

Montag, 19 Juni 2023 16:49

Die Lausitz – das Lützerath 2.0?!

Im Lausitzer Revier wird zur Produktion von Strom und Wärme für die Region, aber auch für Berlin und weitere Großstädte im Umland, Braunkohle gefördert und verbrannt. Aufgrund der dabei entstehenden Emissionen sollen laut 1,5-Grad-Studie die Klimaziele verfehlt werden - die Resonanz in den Medien war und ist groß, ist an der Annahme aber etwas dran? Foto: Andreas Franke

„Kohleausstieg in der Lausitz 2030 reicht nicht für 1,5-Grad-Ziel”

…zu diesem Ergebnis kam Ende April eine Studie, die es mit selbiger Schlagzeile in zahlreiche namhafte Medien schaffte – darunter Tagesschau, Welt, Zeit, Süddeutsche Zeitung, FAZ & Co.
Die Message: „Selbst ein vorgezogener Ausstieg aus der Kohle in der Lausitz im Jahr 2030 käme zu spät, um die Klimaziele einzuhalten.” Dazu noch ein Kommentar von Luisa Neubauer: Sie wisse zwar, dass die Menschen in Ostdeutschland schlechte Erfahrungen mit dem Strukturwandel gemacht hätten. Dies dürfe aber keine Ausrede sein, um den Debatten auszuweichen.

Challenge angenommen, wir weichen der Debatte nicht aus. Kann die Lausitz tatsächlich fürs Überschreiten internationaler Klimaziele verantwortlich gemacht werden?

lauter für Klimaschutz

Klimaschutz, Energiewende und Kohleausstieg – diese Themen gehören zu den wichtigsten unserer Zeit und sollten dementsprechend breit diskutiert werden. Genau deswegen möchten wir uns im Folgenden ausführlich mit der genannten „1,5-Grad-Studie” befassen, die eine so breite Resonanz in der Medienlandschaft gefunden hat und dort das Thema Klima in Bezug auf die Lausitz bis heute einseitig prägt. Dabei möchten wir erkennen, wie fundiert die Studie ist, was sie bewegen will, was laut ihrer Sicht der Lausitzer Beitrag zur Energiewende sein kann oder ob die Region dem Erreichen nationaler oder sogar globaler Klimaziele tatsächlich im Weg steht.

„wenn möglich”

Wenn die 1,5-Grad-Studie dabei universell von „Klimazielen” spricht, meint sie eigentlich die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C. Dieser Wert taucht im Pariser Abkommen von 2015 auf, wo sich die Staatengemeinschaft dazu verpflichtet hat, die Erderwärmung auf „deutlich unter” 2 °C, wenn möglich 1,5 °C, zu begrenzen und in der zweiten Hälfte des 21. Jh. treibhausgasneutral zu werden. Sich einfach nur die – wenn möglich 1,5 °C – herauszugreifen und diese in der Studie mit „nationalen und internationalen Klimaschutzzielen” gleichzusetzen, entspricht aber nicht dem Pariser Abkommen. Laut diesem stecken sich die Staaten nämlich eigene Ziele und Deutschland ist mit geplanter Treibhausgasneutralität bis 2045 sogar deutlich ambitionierter, als das Abkommen verlangt.

Mit Biegen und Brechen

Zudem bezieht sich das 1,5-Grad-Ziel auf die globale Erderwärmung, dient also kaum zur Bewertung einer einzelnen Nation. Genau das versucht die 1,5-Grad-Studie aber. So nimmt sie einen von der IPCC ermittelten Wert für die Menge an CO2, die ab 2020 global nur noch ausgestoßen werden darf, um die 1,5 °C zu wahren und teilt Deutschland einfach einen Anteil zu, der Deutschlands Anteil an der Weltbevölkerung entspricht – begründet mit der Logik, dass jeder Mensch gleich sei, also ein gleiches „CO2-Budget” verdiene. Eine Industrienation, die international exportiert, derzeit viel CO2 emittiert und deswegen ihre gesamte fossile Wirtschaft umrüsten muss, so mit Entwicklungsländern zu vergleichen, die auch laut Pariser Abkommen Unterstützung von Ersteren beim Klimaschutz erhalten, ist aber wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

TT G Emissionen

Pro-Kopf-Emissionen 2021 nach Ländern in t CO2. Als 4.-größte Industrienation hat Deutschland den 34.-größten CO2-Ausstoß.


Verzerrte Sicht

Und nachdem die 1,5-Grad-Studie so ein deutsches CO2-Budget (unverhältnismäßig) ermittelt hat, bekommt das Lausitzer Revier daran einen Anteil, der dessen Anteil an Deutschlands Gesamtemissionen und Kraftwerkskapazitäten entspricht. Doch während das deutsche Budget basierend auf dem Jahr 2016 errechnet wurde (da man sich im Dezember 2015 im Pariser Abkommen zum Klimaschutz verpflichtet hatte), wird das Lausitzer Budget basierend auf 2021 errechnet, die Studie ändert also einfach ihre Methodik. Da seit dem Pariser Abkommen deutlich an Braunkohle-Emissionen gespart werden konnte, bezieht die 1,5-Grad-Studie diese Fortschritte so nicht ein und arbeitet mit einem für die Lausitz ungünstigeren Wert – welcher dann für die Schlagzeile verantwortlich ist, dass die Lausitz das 1,5 Grad-Ziel nicht einhält. Ein scheinbar unseriöser Rechentrick.

WIR verfehlen das 1,5 °C Ziel?!

So wird dann die Aussage getroffen, dass „das Budget bereits in der zweiten Hälfte von 2025 aufgebraucht” ist und die Braunkohlekraftwerke schon ab 2024 gedrosselt werden sollten. Mit korrigierten und einheitlichen Werten auf der Basis des Jahres 2015 dagegen könnte der Betrieb (auch laut weiteren Berechnungen der Studie) bis Ende 2034 weiterlaufen – mal ganz abgesehen davon, dass die deutschen und Lausitzer Klimaziele sich nicht durch einfache Bruchrechnung nach Bevölkerungsanteil bestimmen lassen. So fällt in der Rechnung der 1,5-Grad-Studie nämlich auch auf, dass sich das deutsche CO2-Budget seit 2016 in sechs Jahren bereits mehr als halbiert hat, also wahrscheinlich schon vor dem Lausitzer Budget aufgebraucht sein wird. Deutschland handelt in der Realität nämlich auch nicht nach den selbst geschaffenen Zielen der 1,5-Grad-Studie.

TT Grafik Budget

Das deutsche Budget wird momentan schneller verbraucht als das der Lausitz, welches durch Kraftwerksstilllegungen nach Kohleausstiegsgesetz in den nächsten Jahren deutlich langsamer sinkt und bis 2034 hält.


Mathe-Pro? Wir rechnen nach!

Basis: Laut IPCC dürfen nach 2020 global maximal 500 Gigatonnen CO2 (1 Gt = 1 Mrd. t) emittiert werden, um das 1,5 °C-Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent (komplexe Berechnung) einzuhalten.

Teil 1: Berechnung des deutschen CO2-Budgets ab 2022

1. Rechnung ab 2016 (Pariser Abkommen Dezember 2015) durch Addition des IPCC-Wertes mit globalen Emissionen 2016-2019

500 Gt + 40 Mio. t + 40 Mio. t + 41 Mio. t + 42 Mio. t ≈ 663 Gt

2. Deutschlands Anteil am CO2-Budget entspricht Deutschlands Anteil an der Weltbevölkerung (~1,1 Prozent)

663 Gt x 1,1 % ≈ 7,3 Gt

3. Vom nun deutschen Budget für 2016 werden die nationalen Emissionen 2016-2021 subtrahiert, um den Wert von 2022 zu erhalten.

7,3 Gt - 803 Mio. t - 786 Mio. t - 755 Mio. t - 707 Mio. t - 647 Mio. t - 666 Mio. t ≈ 2,93 Gt

Aufgrund leicht abweichender Daten bzw. Rundungen weicht unser Ergebnis für Teil 1 um 0,2 Gt von dem der Studie – 3,1 Gt – ab und ist sogar kleiner.

Teil 2: Berechnung eines CO2-Budgets für das Lausitzer Revier

4. Anteil der Braunkohle am deutschen Budget entspricht Anteil an nationalen Gesamtemissionen 2021 (~16 %)

3,1 Gt x 16 % = 496 Mio. t

Wie in Schritt 1 für Deutschland, müsste auch für die Lausitz ab 2016 gerechnet werden. Damals betrug der Anteil ~20,2 %.
7,3 Gt (Wert auf Schritt 2) x 20,2 % ≈ 1,48 Gt

5. Unter Berücksichtigung der Kraftwerkskapazitäten und aufgrund des Strukturwandel-Ausgleiches erhalten die ostdeutschen Reviere davon einen Budgetanteil von 60 %.

496 Mio. t x 60 % = 298 Mio. t 1,48 Gt x 60 % ≈ 885 Mio. t

6. Anteil des Lausitzer Reviers entspricht Anteil an Kraftwerkskapazitäten in Ostdeutschland (~68,79 %)

298 Mio. t x 68,79 % = 205 Mio. t 885 Mio. t x 68,79 % ≈ 608 Mio. t

7. Erst jetzt wird durch Subtraktion der Lausitzer Emissionen 2016-2021 das Lausitzer Budget für 2022 berechnet

608 Mio. t - 55 Mio. t - 55 Mio. t - 55 Mio. t - 47 Mio. t - 40 Mio. t - 43 Mio. t = 314,7 Mio. t

Ergebnis der Studie: Mit 205 Mio. t statt 315 Mio. t veranschlagt die 1,5-Grad-Studie der Lausitz ein zu kleines Budget.


 Lützerath Aufmacher

Das Dorf Mühlrose in der Oberlausitz – das nächste Lützerath?!

FossilExit durch Studie

Mit einer Zielsetzung, die weder dem Pariser Abkommen noch den deutschen Klimazielen entspricht, einer Rechnung, in der spontan die Methodik zu Ungunsten der Lausitz geändert wird und ohne den Fakt zu beachten, dass auch Deutschland insgesamt die von der 1,5-Grad-Studie geschaffenen „Klimaziele” wahrscheinlich vor 2030 überschreiten wird, entsteht die Forderung der 1,5-Grad-Studie nach einem früheren Kohleausstieg in der Lausitz. Hinter der Studie steckt dabei die „FossilExit-Forschungsgruppe”, die im Auftrag von Fridays for Future und Beyond Fossil Fuels gearbeitet hat und mit ähnlicher Methode auch schon Studien zum Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels zielgenau zu den jeweiligen Protestbewegungen bei Lützerath und dem Hambacher Forst veröffentlicht hat. Die Namen dürften die Motivation hinter der Studie verraten.

Vom Papier in die Realität

So wird sich auch in der 1,5-Grad-Studie zur Lausitz mehrfach auf das Dorf Mühlrose in Schleife, Oberlausitz bezogen, welches derzeit bis 2024 zur Förderung der darunter befindlichen Kohle geräumt werden soll. „Die Kohle unter dem Dorf darf bei Einhaltung der Klimaschutzziele nicht verbrannt werden.” – so die Studie, während schon kurz nach ihrer Veröffentlichung (am 27. April auf einer Pressekonferenz von Fridays for Future) am 7. Mai bei Demonstrationen zum Kohleausstieg in Schleife auf diese verwiesen wurde. Und Ende April war von Aktivist:innen auch ein Klimacamp im Lausitzer Örtchen Mühlrose geplant – soll hier in der Lausitz als „Symbol des Kohlewiderstands” ein zweites Lützerath geschaffen werden?

Verschiedene Perspektiven

Doch eben jenes Klimacamp musste abgesagt werden, da die Bewohner:innen aus der Lausitz selbst, als Form einer Gegendemonstration, eine Menschenkette um Mühlrose bildeten – und zeigten, dass die Menschen der Region eine ganz andere Sicht auf das Thema haben und mit der Abbaggerung von Mühlrose als Folge demokratischer Mehrheitsentscheidungen und offensichtlich guten Ausgleichsmaßnahmen einverstanden sind.

Verschiedene Realitäten

Für die (noch) eher strukturschwache Lausitz ist die Kohleverstromung nämlich nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftszweig und in ihrem Auslaufen enorm wichtig für ein Gelingen der Transformation der Lausitz hin zum grünen Powerhouse Deutschlands. Anders als die 1,5-Grad-Studie nämlich vermuten lässt, hat sich die Lausitz mit dem Strukturwandel längst auf den Weg zu einem Musterschüler für Klimaschutz gemacht. Der Mut der LEAG, die in der Lausitz in wenigen Jahren Deutschlands größtes zusammenhängendes Zentrum erneuerbarer Energie an Land – mit 20 GW aus Windkraft, Solar, Wasserstoff-Kraftwerken,... - und Deutschlands größten Batteriepark errichten will, wurde so selbst vom grünen Bundeswirtschaftsminister Habeck gelobt. Er ist inzwischen Lausitz-Fan und spricht bei den Vorhaben von „atemberaubenden Zahlen“. Daneben entstehen in der Lausitz gleich mehrere Batteriefabriken, Europas modernstes Bahnwerk, diverse Forschungsvorhaben zur Dekarbonisierung – die Region wird zum Reallabor für die Energiewende.

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Mühlrose stellte sich Ende April quer und brachte mit einer Menschenkette zum Ausdruck, dass sie kein „Lützerath 2.0“ werden möchte. Foto: Jannis Simons


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Mit heute noch jährlich 1,2 Milliarden Euro Wertschöpfung aus der Kohle sorgen LEAG und die Lausitz für fast jede zehnte Stromstunde in Deutschland und garantieren, dass auch in Berlin und anderen Großstädten das Licht nicht ausgeht. Mit der Strukturentwicklung soll dies und noch mehr zukünftig mit Erneuerbaren funktionieren - der Umstieg braucht aber Zeit. Grafik: Büro68

Für die grüne Zukunft der Lausitz

So wurde von der sogenannten „Kohlekommission”, die nach dem „Klimaschutzplan 2050” von 2016 (Deutschlands Umsetzung des Pariser Abkommens) eingesetzt wurde und als divers zusammengesetzten Beratergremium – von Greenpeace bis hin zum Bundesverband der Deutschen Industrie – zwischen 2018 und 2019 arbeitete, nämlich schon ein gesellschaftlicher Kompromiss gefunden, der heute auch im Gesetz steht. Und dieser bezieht neben Klimaschutz auch Wirtschaft und Beschäftigung in der Lausitz mit ein.

Der Kohleausstieg ist demnach 2038 festgeschrieben (bei ausreichender Versorgungssicherheit und gelungenem Strukturwandel optional 2035) und die Lausitz erhält Fördermittel in Höhe von 17 Milliarden Euro als Ausgleich und für den Aufbau einer grünen Wirtschaft.

Wandel braucht Zeit

Dieser Übergang benötigt aber noch Zeit und auch die Einnahmen aus dem laufenden Geschäft, nur so funktioniert z.B. die Transformation der LEAG aus eigener Kraft. Und da ein Teil der Fördermittel erst nach 2030 ausgeschüttet wird und gerade der Aufbau großer Infrastrukturvorhaben bis weit in die 2030er hinein dauert, würde mit einem vorzeitigen Kohleausstieg ein Großteil der Lausitzer Wertschöpfung wegbrechen, während sich die Alternativen erst im Aufbau bzw. der Planung befinden. Als Folge könnte die Region uninteressant für Investoren werden, was der Strukturentwicklung nachhaltig schaden würde – und genau ein solches Scheitern wäre für Deutschlands Klimaziele und auch die Vorbildwirkung für die Transformation anderer Kohleregionen in Europa und darüber hinaus schlecht.

Verschiedene Qualitäten

Dem Entscheidungsprozess der Kohlekommission, die genau solche komplexen Bedingungen mit in Betracht gezogen und diverse Experten und Gutachten eingebunden hat, stellt sich also nun die 1,5-Grad-Studie entgegen, die stattdessen auf einfache Bruchrechnung setzt und aus rein klimapolitischer Perspektive handelt.

2038, optimal 2035, nun 2030?!

Und trotzdem ist es nicht nur die 1,5-Grad-Studie, die versucht, an der Entscheidung der Kohlekommission zu rütteln. Denn ebenso wie Deutschlands Klimaziele nach den Beschlüssen von „Klimaschutzplan 2050” und Kohlekommission angezogen wurden (von damals 80-95 Prozent Treibhausgasreduktion bis 2050 auf heute -neutralität bis 2045), wird nun auch von verschiedenen Seiten nach einem deutlich früheren Kohleausstieg verlangt. So bestanden die Grünen schon im Koalitionsvertrag der Ampel auf ein „idealerweise 2030” zum Kohleausstieg und nachdem dieser im Rheinischen Revier bereits vorgezogen wurde, bekräftigte man auf einer Tagung in Weimar im März 2023 nochmals, dass man den vorzeitigen Ausstieg auch in Ostdeutschland anstrebt.

Im Rheinischen Revier ist man raus

„Die Region wird zum Vorbild und zeigt, dass ein beschleunigter Kohleausstieg nicht nur notwendig, sondern auch machbar ist. Das muss den Weg für einen bundesweiten Kohleausstieg 2030 weisen.” – so die Grünen zum Rheinischen Revier, welches sich aber gerade in einem Punkt stark vom Lausitzer Revier unterscheidet: der wirtschaftlichen Abhängigkeit. Denn Nordrhein-Westfalen, besonders der Ruhrpott, hat längst andere Wirtschaftszweige gefunden, die das Bundesland zum wertschöpfungsstärksten ganz Deutschlands machen, ganz anders als die immer noch strukturschwache Lausitz.

Übrigens sind selbst beim Ausstieg im Rheinischen Revier bis 2030 Optionen vorhanden, dass – wenn die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet werden kann – die Kohlekraftwerke auch über 2030 hinaus verlängert in Betrieb bleiben können. Darüber wird aber nicht gesprochen.


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Sicherer Strom, Wärme & Co.

Denn damit ein Kohleausstieg 2030 aber überhaupt in der Theorie gelingen könnte, müsste die Versorgungssicherheit mit (bezahlbarem) Strom zu diesem Zeitpunkt - auch ohne Kohle - überhaupt möglich sein. Momentan hat diese nämlich noch einen Anteil von 33% am deutschen Strommix. Der Anteil der Erneuerbaren liegt dort zwar „schon” bei 46,3%, betrachtet man aber den gesamten Energiebedarf einschließlich der Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie, sinkt der Anteil erneuerbarer Energie auf 17,4%. Und da die Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie bis 2030 elektrifiziert werden sollen, um fossile Energien zu ersetzen, kommt dort noch eine Mammutaufgabe auf die Erneuerbaren zu.

Erneuerbare müssen liefern – nicht Kohle

„Das Ziel ist eine mindestens 80% Erneuerbare Stromerzeugung bis 2030 und eine treibhausgasneutrale Stromerzeugung bis 2035. Das geht nur mit einem zeitnahen Kohleausstieg.” – so die 1,5-Grad-Studie, in Wirklichkeit ist es aber genau andersherum, die Erneuerbaren müssen stark genug ausgebaut sein, damit auf Kohle verzichtet werden kann. So liegen die von Wirtschaftsminister Habeck vorgestellten Ausbauziele der Bundesregierung bis 2030 zwar bei ordentlichen 145 GW Windkraft (115 GW an Land, 30 GW auf See) und 215 GW Solarkraft. Gerade in den letzten 5 Jahren sind die Fortschritte vor allem bei der Windkraft aber extrem ins Stocken geraten, sodass im Schnitt jährlich nur 2,19 GW (1,66 GW an Land und 0,53 GW auf See) ausgebaut wurden. Stand 2022 sind nur 68 GW Windkraft (58 GW an Land und 8 GW auf See) installiert. Der Ausbau müsste eigentlich schon lange mehr als dreimal so schnell laufen, gerät aber durch Genehmigungsverfahren und Lieferschwierigkeiten ins Stocken.

Eye-Opener Ukrainekrieg

Dass bei all den Debatten um die Lausitz und deren Kohlekraftwerke momentan trotzdem noch nicht auf diese verzichtet werden kann, zeigte sich spätestens letztes Jahr, als die nach Kohleausstiegsgesetz planmäßig in Sicherheitsbereitschaft übergegangenen Blöcke E und F des Kraftwerks Jänschwalde am 1. Oktober 2022 wegen Versorgungsengpässen wieder ans Netz gehen mussten. Wir kommen beim Ausbau des Energienetzes schon seit 2011 nicht wie geplant voran, da helfen Zielsetzungen der Bundesregierung allein auch künftig nicht weiter.

Der Lausitzer Beitrag zum Klimaschutz

Es besteht kein Zweifel daran, dass Deutschland, um das Pariser Abkommen einzuhalten, früher oder später von einer fossilen auf eine erneuerbare Energieerzeugung umsteigen muss. Oft wird dabei Deutschlands Vorreiterrolle als Industrienation als Grund herbeigezogen, diesen Wandel so früh wie möglich zu absolvieren. Um dieser Rolle gerecht zu werden, muss dieser Wandel aber auch wirtschaftlich und sozial verträglich gelingen, damit andere Staaten einem solchen Beispiel folgen. Das bedeutet, dass sowohl die Versorgungssicherheit gewährleistet werden muss, als auch die vom Kohleausstieg betroffenen Regionen einen erfolgreichen Strukturwandel durchlaufen müssen. Während Ersteres schon eine enorme Herausforderung ist, hapert es auch beim zweiten. So hätte Bundeswirtschaftsminister Habeck eigentlich schon 2022 eine, laut Kohleausstiegsgesetz festgeschriebene, Analyse zum Fortschritt des Wandels in der Lausitz und damit der Situation des Kohleausstiegs vorlegen müssen – Papiere, die bis heute nicht ausgearbeitet wurden. So werden die direkt betroffenen Menschen in unnötiger Unklarheit gelassen, was gleichzeitig die Akzeptanz für die notwendige und unvermeidbare Transformation gefährdet und eine weitere Spaltung der Gesellschaft riskiert. Und in dieselbe Kerbe schlägt auch die 1,5-Grad-Studie, die versucht, auf dem Rücken der Lausitz eine eigenen Interessen folgende Debatte zu Mühlrose und dem Kohleausstieg in Deutschland zu erzeugen – und das mit einer insgesamt schwachen wissenschaftlichen Fundierung.

Montag, 19 Juni 2023 16:37

lauter.networks: CSD Cottbus e.V.

Setzt sich ein für die Belange von LSBTIQ-Menschen: der CSD Cottbus e.V.

Name: CSD Cottbus e.V.
Anzahl der Vereinsmitglieder: 17
Gründungsjahr: 2013
Homebase: Cottbus, Spree-Neiße

Wofür engagiert sich eure Organisation?

Wir engagieren uns für mehr Akzeptanz und gegenseitigen Respekt in unserer Gesellschaft und kämpfen Schritt für Schritt für die Freiheit und Gleichberechtigung, die einige von uns und euch so sehr vermissen.

Wie genau macht ihr das?

Unsere selbst gesteckten Aufgaben und Aktionen sind so vielfältig wie wir alle. Vor allem entwickeln wir Angebote, die zu Bedürfnissen und Lebenswelten von LSBTIQ-Menschen passen – und schaffen in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für ihre Belange. Auch in Schulen oder in kleinen Workshops klären wir dazu auf. Wir beraten Menschen bei ihrem Coming-out und bieten ihnen Schutz- und Entwicklungsräume. Nicht zuletzt dokumentieren wir die Entwicklungslinien von queeren Angeboten in Cottbus und bieten auf unserer Website eine Wissenssammlung rund um LSBTIQ.

Was steht bei euch in nächster Zeit an?

Zum einen organisieren wir den 15. Christopher Street Day Cottbus-Niederlausitz, in dessen Rahmen Interessierte vom 26. Juni bis zum 8. Juli zahlreiche Aktionen im Cottbuser Stadtgebiet erleben können. Außerdem steht im September 2023 unser eigenes, zehnjähriges Gründungsjubiläum an – hierzu lohnt es sich, Augen und Ohren offenzuhalten, denn auch hierfür ist einiges in Planung.


Wie kann man euch unterstützen oder bei euch mitwirken?

Geld ist zwar nicht alles, aber: Wenn Geld in queeren Projekten fehlt, ist das ein Dilemma, denn ohne ausreichende Finanzmittel bleibt queeres Leben mit all seinen Licht- und Schattenseiten oft unsichtbar und ungehört. Wir kümmern uns um öffentliche Förderungen, jedoch sind die bereitgestellten Mittel keineswegs ausreichend. Daher sind wir auch auf Spenden angewiesen. Wer uns unterstützen möchte, findet hier die Daten unseres Vereinskontos:

Inhaber: CSD Cottbus e.V.
Bank: Sparkasse Spree-Neiße
IBAN: DE81 1805 0000 0190 0468 05
BIC: WELADED1CBN

Darüber hinaus freuen wir uns über alle, die unser Wirken tatkräftig und beispielsweise organisatorisch unterstützen möchten. Wir haben unseren Sitz im Regenbogenkombinat Cottbus, auch bekannt als Kulturzentrum „Bunte Welt“ in der Thierbacher Straße 21. Bei unseren Veranstaltungen sind alle Neugierigen willkommen, darüber oder über unsere Website und Social Media Kontakt mit uns aufzunehmen:

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